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21.08.2015
Aus den USA stammen Bilder von Crystal-Usern mit stark von Karies befallenen Zähnen. Die Bezeichnung „Meth Mouth“ wurde hierfür geprägt. Gibt es den „Meth-Mund“ tatsächlich? Ein deutsches Forschungsteam ist der Frage nachgegangen.
Bild: Seleneos / photocase.com
Haben Crystal-Konsumierende tatsächlich häufiger schlechte Zähne? Oder sind die Berichte aus den USA letztlich nur Einzelfälle? Ein deutsches Forschungsteam ist diesen Fragen nachgegangen und hat 100 chronisch Crystal-Konsumierende mit 100 gleichaltrigen, aber abstinenten Personen verglichen. Den Ergebnissen zufolge ist es tatsächlich schlecht bestellt um die Zahngesundheit von Crystal-Usern.
In den Befragungen des Forschungsteams gaben rund 70 Prozent der Crystal-User brüchige Zähne und reduzierte Speichelflüssigkeit als Folge des Drogenkonsums an. Fast die Hälfte von ihnen litt vermehrt unter Zahnfleischblutungen und Schmerzen im Kiefer. Sie schätzten den Zustand ihrer Zähne wesentlich schlechter ein als die drogenfreie Kontrollgruppe.
Das Forschungsteam nennt verschiedene mögliche Gründe für die schlechte Zahngesundheit der Konsumierenden. Ein zentraler Aspekt sei der verminderte Speichelfluss. Normalerweise werden Säuren, die den Zahn angreifen, durch Speichel neutralisiert. Bei ausgeprägter Mundtrockenheit sind die Zähne den säureproduzierenden Bakterien jedoch schutzlos ausgeliefert.
Die meisten der Crystal-User gaben an, dass sie die negativen Auswirkungen auf ihre Zähne seit Beginn des Konsums bemerkt hätten. Dennoch würden nur 31 Prozent von ihnen regelmäßig zum Zahnarzt gehen. Angst vor dem Zahnarzt und Schamgefühle könnten die Gründe hierfür sein, vermutet das Forschungsteam. Hingegen gaben 83 Prozent der Kontrollgruppe an, regelmäßig zum Zahnarzt zu gehen. Auffällig ist zudem, dass viele der Crystal-Konsumierenden sich in einer ungünstigen sozialen und finanziellen Situation befanden. 65 Prozent hatten keine Arbeit und 12 Prozent waren obdachlos.
Die befragten Crystal-Konsumierenden wiesen darüber hinaus weitere Risikofaktoren auf, die sich schlecht auf die Zahngesundheit auswirken können. So konsumierten die meisten der Befragten noch andere Drogen wie Alkohol, Marihuana, Kokain und Ecstasy oder rauchten Zigaretten. Der Konsum dieser Substanzen stehe ebenfalls in einen Zusammenhang mit einer schlechteren Zahngesundheit.
Die in früheren Studien geäußerte Vermutung, dass ein erhöhter Konsum zuckerhaltiger Getränke die Ursache sein könnte, hatte sich hingegen nicht bestätigt. Denn die befragten Crystal-Konsumierenden tranken nicht mehr Cola & Co. als die Personen der Kontrollgruppe.
Die Vergleichsstudie hat somit Hinweise dafür geliefert, dass Karies, Zahnausfall und Zahnfleischentzündungen bei Crystal-Konsumierenden tatsächlich häufiger vorkommen als in der Normalbevölkerung. Neben den direkten Auswirkungen von Crystal auf den Speichelfluss seien noch weitere Risikofaktoren wie der Konsum anderer Drogen und mangelnde Zahnhygiene zu nennen. Sinnvoll sei es daher, in der Beratung von Crystalkonsumierenden nicht nur auf den Ausstieg aus dem Konsum, sondern auch auf die Zahnpflege einzugehen. Dies schließt regelmäßige Zahnarztbesuche mit ein.
Quelle:
Rommel, N., Rohleder, N. H., Wagenpfeil, S., Haertel-Petri, R., Kesting, M. R. (2015). Evaluation of methamphetamine-associated socioeconomic status and addictive behaviors, and their impact on oral health. Addictive Behaviors, 50, 182-187.
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