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12.02.2016
Ein aktueller wissenschaftlicher Review zeigt auf, welche schädlichen Wirkungen Crystal Meth auf das Immunsystem hat. Crystal-User haben dadurch ein erhöhtes Risiko für Infektionskrankheiten.
Bild: Piotr Marcinski / Fotolia.de
Crystal Meth ist die kristalline Form von Methamphetamin. Die Droge ist vor allem bekannt dafür, dass sie ein hohes Abhängigkeitspotential hat. Häufiger Konsum ist jedoch mit einer Vielzahl an gesundheitlichen Risiken verbunden. Studien zufolge hat Crystal Meth verheerende Auswirkungen auf das Immunsystem. In einem wissenschaftlichen Review haben Sergio Salamanca und sein Team den aktuellen Wissensstand zu den Folgen des Crystal-Konsums auf das Immunsystem zusammengestellt.
Ein wichtiger Schutzmechanismus in unserem Körper ist die Blut-Hirn-Schranke. Sie bildet eine Barriere, die verhindert, dass Krankheitserreger und Giftstoffe aus der Blutbahn in das Gehirn eindringen. Die Blut-Hirn-Schranke funktioniert wie ein Filter, durch den nur bestimmte vom Gehirn benötigte Nährstoffe hindurchkommen. Crystal Meth bewirkt allerdings, dass die Blut-Hirn-Schranke durchlässig wird. Bakterien und Viren, die im Blutkreislauf zirkulieren, können so ins Gehirn gelangen und dort Entzündungen hervorrufen. Dieser Effekt verstärkt sich bei steigender Körpertemperatur, beispielsweise durch körperliche Aktivität wie Tanzen.
Crystal Meth schädigt auch unsere Barriere zur Außenwelt: Die Haut. Etwa zwei Stunden nach dem Konsum kann Crystal Meth auf der Haut nachgewiesen werden. Die Haut wird üblicherweise von Mikroorganismen besiedelt, die einen Schutzmantel bilden und Krankheitserreger fernhalten. Noch ist nicht ganz klar, welche Auswirkungen Crystal Meth auf die Mikroflora der Haut hat. Bekannt ist jedoch, dass Crystal-User häufiger mit Keimen vom Typ Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus, kurz MRSA, infiziert sind. Das sind Keime, die gegen die meisten Antibiotika resistent sind und sich somit sehr schwer bekämpfen lassen.
Eine MRSA-Infektion ist bei gesunden Menschen meist unproblematisch, bei immungeschwächten Menschen können sich die Keime jedoch ausbreiten und zu schwer ausheilenden Wunden führen. Vor allem wenn die Droge gespritzt wird, können die Keime in die Haut eindringen und eine nekrotisierende Fasziitis auslösen, bei der das umgebende Gewebe abstirbt.
Angetrieben werden Hautentzündungen zudem durch ein Phänomen, bei dem Konsumierende das Gefühl haben, als wenn kleine Insekten unter der Haut krabbeln würden. Der so genannte Dermatozoenwahn führt zu ständigem Kratzen, wodurch sich Wunden auf der Haut bilden, in die Keime eindringen können.
Crystal Meth fördert indirekt auch die Infektion mit sexuell übertragbaren Krankheiten. Denn Crystal Meth wirkt enthemmend und beeinträchtigt das Urteilsvermögen. Dadurch wird riskantes Verhalten wie ungeschützter Sex gefördert.
Hinzukommt, dass Crystal Meth die Schutzwirkung des Immunsystems absenkt. Beobachtet wurde, dass sich der Krankheitsverlauf bei Personen, die sich mit dem HI-Virus infiziert haben, beschleunigt. Die Krankheit Aids kann sich dann innerhalb weniger Monate entwickeln. Studien habe auch gezeigt, dass Crystal Meth die Immunabwehr der Leber unterdrückt und sich bei einer Infektion mit Hepatitis-Viren, diese verstärkt in der Leber ausbreiten.
Salamanca und sein Team betonen daher, wie wichtig es ist, chronische Verläufe beim Konsum von Crystal Meth möglichst frühzeitig zu erkennen und therapeutisch zu behandeln.
Quelle:
Salamanca, S. A., Sorrentino, E. E., Nosanchuk, J. D. & Martinez, L. R. (2015). Impact of methamphetamine on infection and immunity. Frontiers in Neuroscience, 8, 445.
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