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27.07.2018
Ist exzessives Computerspielen eine Krankheit? Oder wird die digitale Daddelei vorschnell pathologisiert? Auch die Fachwelt ist sich uneins. Die Weltgesundheitsorganisation hat sich entschieden und hat Computerspielsucht offiziell als Krankheit anerkannt.
Bild: MicroOne / Fotolia.com
Computerspiele seien eine Freizeitbeschäftigung wie jede andere und Spielende sollten nicht stigmatisiert werden. Das sagen nicht etwa Spielehersteller, sondern 26 Expertinnen und Experten der Psychologie, Kommunikationswissenschaft und anderer Fachrichtungen in einem Artikel des Magazins Journal of Behavioral Addictions.
Im September letzten Jahres wendeten sie sich damit gegen die Aufnahme der Computerspielsucht in das offizielle Diagnosesystem ICD, das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben wird. Die Expertinnen und Experten befürchten, dass viele junge Menschen fälschlich als abhängig klassifiziert werden und ihnen die Diagnose mehr schaden als nützen würde.
Der Forscher Wim van den Brink wie auch eine Reihe weiterer Autorinnen und Autoren sehen das jedoch anders und befürworten in derselben Ausgabe der Fachzeitschrift die Anerkennung der Computerspielsucht als offizielle Krankheit. Es sei nicht zu erwarten, dass eine große Zahl an Spielenden vorschnell und zu Unrecht als krank eingestuft werden, erklärt van den Brink. Bei anderen verbreiteten riskanten Verhaltensweisen wie beispielsweise dem Alkoholtrinken sei das auch nicht der Fall. Obwohl Alkoholabhängigkeit als Krankheit anerkannt ist, würden die meisten Menschen, die ein Problem mit Alkohol haben, eher zu spät als zu früh als abhängig erkannt und behandelt werden.
Am 18. Juni hat die WHO bekannt gegeben, dass sie exzessives Computerspielen offiziell als eine Störung mit Krankheitswert in der elften Ausgabe des ICD aufnimmt. Die in der englischen Version als „Gaming Disorder“ bezeichnete Störung dürfe jedoch erst dann diagnostiziert werden,
Diese Kriterien müssen zudem mindestens seit 12 Monaten bestehen. Offiziell tritt das neue ICD-11 am 1. Januar 2022 in Kraft.
Vermutlich werden die Kriterien nur auf einen kleinen Teil der Spielenden zutreffen, erläutert van den Brink. Für diese kleine Gruppe würde es sich aber von Vorteil erweisen, wenn ihr problematisches Verhalten als Krankheit anerkannt und die Kosten der Behandlung von der Krankenkasse übernommen werden.
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