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14.10.2016
Ob Kiffen eine längerfristige Psychose verursachen kann oder nicht, ist nicht gänzlich geklärt. Zwei aktuelle Studien zeigen allerdings auf, dass Personen, die gefährdet sind für eine Psychose oder bereits erkrankt sind, besser die Finger von Joints lassen sollten.
Bild: BZgA
„Ich habe ständig in irgendwelche Menschen, in irgendwelche Sachen, in irgendwelche Bilder etwas hinein interpretiert, was gar nicht da war“, erinnert sich Oliver im drugcom-Video. „Und wenn es kleine Blicke von Leuten waren, die habe ich sofort irgendwie gedeutet, ‚der beobachtet mich‘ oder so.“ Oliver hatte lange gekifft, bevor er an einer Psychose erkrankte.
Statistisch betrachtet ist etwa eine von hundert Personen gefährdet, mindestens einmal im Leben an einer längerfristigen Psychose wie der Schizophrenie zu erkranken. Die Gene spielen vermutlich eine wichtige Rolle bei der Entstehung einer Psychose. Allerdings gelten auch andere Faktoren wie Cannabiskonsum als Risikofaktor. Wer kifft muss nicht zwangsläufig psychotisch werden, erhöht aber das persönliche Risiko für eine Psychose. Wie groß der Beitrag von Cannabis bei der Entstehung einer Psychose ist, ist noch nicht gänzlich geklärt. Aktuelle Studien zeigen aber auf, dass Kiffen eine Psychose verschlimmern kann.
Ein Forschungsteam aus Norwegen hat 681 Patientinnen und Patienten, die an einer Psychose erkrankt waren, zu ihren Erfahrungen mit Cannabis befragt. Studienleiter Petter Ringen und sein Team haben aufzeigen können, dass die psychotischen Symptome umso schwerer ausgeprägt waren, je stärker der Cannabiskonsum vor dem erstmaligen Auftreten der Erkrankung war. Die Intensität des Cannabiskonsums scheint demnach in Zusammenhang zu stehen mit dem Schweregrad einer späteren Psychose.
In einer Studie des King’s College London wurde zudem die Bedeutung des Cannabiskonsums für den Verlauf einer Erkrankung hervorgehoben. 256 Patientinnen und Patienten, die erstmals an einer Psychose erkrankt waren, wurden nach ihrer ersten Behandlung sowie innerhalb eines 2-Jahreszeitraums ein weiteres Mal zu ihrem Cannabiskonsum befragt.
Patientinnen und Patienten erlitten demnach schneller und häufiger einen erneuten psychotischen Schub, wenn sie nach Abklingen der ersten Psychose weiter kifften. Dabei zeichnete sich eine Dosis-Wirkungs-Beziehung ab: Je mehr sie kifften und je höher der Wirkstoffgehalt des Cannabis war, desto früher und heftiger fiel der Rückfall in die Psychose aus. Personen, die täglich hochpotenten Cannabis konsumierten, hatten das höchste Risiko für einen Rückfall. Wer aufgehört hatte zu kiffen, hatte das niedrigste Risiko.
Das Forschungsteam unter der Leitung von Sagnik Bhattacharyya empfiehlt Personen, die schon einmal einen psychotischen Schub hatten, möglichst nicht mehr zu kiffen oder ihren Cannabiskonsum zumindest zu reduzieren und keinen hochpotenten Cannabis zu verwenden. Bereits eine frühere Studie hatte aufgezeigt, dass der Konsum von hochpotentem Cannabis generell ein erhöhtes Psychoserisiko darstellt.
Auch Oliver war ein zweites Mal an einer Psychose erkrankt, nachdem er wieder angefangen hatte zu kiffen. Erst als er das Kiffen ganz eingestellt hat, konnte er sich langfristig stabilisieren: „Es geht mir jetzt viel besser. Ich habe jetzt eine Familie, ich habe mein Studium abgeschlossen. Das habe ich auch erst geschafft, nachdem ich aufgehört habe zu kiffen.“
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