Cannabiskonsum bei psychischen Problemen

30.03.2022

In einer Studie wurde untersucht, wie hoch der Anteil unter Cannabiskonsumierenden ist, die Hilfe aufgrund von psychischen Problemen aufsuchen.

Bild: axelbueckert / photocase.de

Cannabis kann sowohl euphorische Gefühle als auch wohlige Entspannung auslösen. Manchmal ist der Rausch geprägt von faszinierenden Gedankensprüngen, ein anderes Mal von Angst und Paranoia. Das Wirkspektrum ist vielschichtig und nicht immer vorhersehbar. Auch der Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und seelischer Gesundheit ist keine Einbahnstraße, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Ein kanadisch-britisches Forschungsteam unter der Leitung von David Hammond hat untersucht, wie hoch der Anteil unter Cannabiskonsumierenden ist, die psychische Probleme haben und die Hilfe wegen ihres Konsums aufsuchen. Dazu wurden die Daten einer nicht-repräsentativen Befragung herangezogen, die im Jahr 2018 in Kanada und in den USA durchgeführt wurde. Teilgenommen hatten über 6.000 Personen, die in den letzten 12 Monaten Cannabis konsumiert haben.

7 Prozent der Cannabiskonsumierenden beanspruchen Hilfe

Ein Hauptergebnis der Studie lautet: In den vorangegangenen 12 Monaten hatten sieben Prozent der Befragten Hilfe aufgrund von negativen Effekten des Konsums in Anspruch genommen. Am häufigsten erfolgte dies aufgrund von Panikattacken, Schwindel oder Übelkeit und Erbrechen.

Viele der Betroffenen litten zudem an einer seelischen Störung, darunter am häufigsten unter einer Psychose, einer Depression oder einer so genannten bipolaren Störung. Letzteres ist eine psychische Erkrankung, die geprägt ist von extremen Stimmungsschwankungen und zwischen euphorischen Hochphasen und schweren Depressionen wechselt. Die Erkrankung wird auch als manisch-depressive Erkrankung bezeichnet.

Gleichzeitig ergab die Befragung, dass mit 54 Prozent etwas mehr als die Hälfte der Konsumierenden Cannabis dazu verwendet, um sich Linderung von ihren Beschwerden zu verschaffen. So gaben 67 Prozent der Befragten an, dass sich Cannabis positiv auf ihre psychische Gesundheit auswirken würde. Auch auf andere Lebensbereiche habe Cannabis nach Einschätzung der Befragten einen überwiegend positiven Einfluss. Zu den abgefragten Lebensbereichen zählten unter anderem der Freundeskreis, das Familienleben oder die Arbeitswelt. Zwar schreiben die Befragten ihrem Konsum auch negative Auswirkungen zu, die positiven Effekte würden aber überwiegen.

Cannabiskonsumierende benutzen Droge zur Selbstmedikation

Wie lässt sich das erklären? Schließlich gilt Cannabis als Risikofaktor für die Entstehung oder die Verschlimmerung von psychischen Erkrankungen. Das Forschungsteam vermutet, dass Konsumierende mit seelischen Problemen Cannabis dazu benutzen, um sich eine gewisse Linderung von ihren Beschwerden zu verschaffen. Werden die unangenehmen Aspekte psychischer Probleme zumindest für eine Weile ausgeblendet, machen diese Personen womöglich auch positive Erfahrungen in anderen Lebensbereichen. Sie schreiben dem Kiffen dann eine positive „Wirkung“ auf diese Bereiche zu.

Deutlich werde durch ihre Studie, dass der Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und psychischer Gesundheit komplex sei, erklärt das Forschungsteam. Konsumierende mit seelischen Problemen würden Cannabis häufig im Sinne einer Selbstmedikation benutzen, weil sie den Eindruck haben, dass es ihnen irgendwie hilft.

Cannabiskonsum und psychische Probleme können sich gegenseitig verstärken

In einer anderen wissenschaftlichen Übersichtsarbeit haben Forschungsleiter Tony George und sein Team auf die Problematik hingewiesen, dass manche Cannabiskonsumierende womöglich in eine Art Abwärtsspirale geraten, wenn sie Cannabis zur Selbstmedikation verwenden.

Problematisch sei die Anpassung des Organismus an den Konsum. Das allgemeine Befinden, also der Zustand, wenn die Person nicht berauscht ist, pendele sich auf einem niedrigeren Niveau ein. Die Folge ist, dass sich Betroffene im nüchternen Zustand zunehmend schlechter fühlen, aber weiter kiffen, um sich zumindest kurzfristig etwas Erleichterung zu verschaffen. Aufrechterhalten werde diese gegenseitige Verstärkung durch die Überzeugung, dass ihnen die Droge immer noch hilft, obwohl es ihnen auf lange Sicht immer schlechter geht.

 

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