Home > News > Aktuelle Meldungen > Cannabisabhängigkeit steht mit Depressionen und manisch-depressiver Störung in Zusammenhang
07.02.2024
Aktuelle Studien haben nachweisen können, dass Cannabisabhängigkeit mit Depressionen und mit der so genannten bipolaren Störung in Verbindung steht.
Bild: birdys / photocase.de
Alles fällt einem schwer. Wer eine Depression hat, fühlt sich antriebslos und niedergeschlagen, ohne Aussicht auf Besserung. Das ganze Leben wird von negativen Gedanken überschattet. Bei manchen Menschen wechseln sich Phasen der Depression mit manischen Episoden ab, die von Hochstimmung geprägt sind. Das können extreme Gefühlsschwankungen sein, die als bipolare Störung bezeichnet wird. Beide Gemütserkrankungen, also die alleinige Depression und die bipolare Störung, stehen Studien zufolge in Zusammenhang mit Cannabisabhängigkeit.
Ein Forschungsteam aus Dänemark hat sich dieser Thematik angenommen, weil der Zusammenhang zwischen Cannabis und Gemütserkrankungen bislang als noch nicht gut abgesichert gilt. Studienleiter Oskar Hougaard Jefsen und sein Team haben die Gesundheitsdaten von über 6 Millionen Menschen, die in Dänemark leben, ausgewertet. Diese riesige Stichprobe war möglich, weil alle dauerhaft in Dänemark lebenden Bürgerinnen und Bürger seit 1968 eine individuelle Identifikationsnummer erhalten. Diese wird zusammen mit Diagnosen in Datenbanken abgelegt, die wissenschaftlichen Zwecken zur Verfügung stehen.
Die Forschenden konnten somit auf einen riesigen Datenpool zugreifen und viele weitere mögliche Einflussfaktoren berücksichtigen, die bei Depressionen und bei der bipolaren Störung eine Rolle spielen. Suchterkrankungen sind beispielsweise solche Einflussfaktoren. Oder auch Eltern, bei denen bereits eine Gemütserkrankung diagnostiziert wurde.
In ihrer Analyse kommen Jefsen und sein Team zu der Schlussfolgerung, dass eine Cannabisabhängigkeit unabhängig von anderen Einflussfaktoren sowohl mit Depressionen als auch mit der bipolaren Störung zusammenhängt. Das Risiko für eine bipolare Störung bei Cannabisabhängigkeit war sogar höher als das Risiko für Depression. Fragt sich, ob Cannabis die psychische Erkrankung auslöst oder diese womöglich selbst ein Risiko für eine Cannabisabhängigkeit darstellt.
Jefsen und sein Team erklären zwar, dass die Wahrscheinlichkeit für die Diagnose einer Gemütserkrankung erhöht ist, nachdem eine Cannabisabhängigkeit festgestellt wurde. Allerdings wird nicht explizit davon gesprochen, dass Cannabis ursächlich eine Depression oder eine bipolare Störung auslösen könnte.
Eine aktuelle Meta-Analyse zur Frage des Zusammenhangs zwischen Cannabis und bipolarer Störung kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass es „unzweifelhaft“ eine Verbindung zwischen beidem gibt. Allerdings könne die Frage danach, was Ursache und was Wirkung ist, bislang nicht eindeutig beantwortet werden. Denkbar ist auch, dass es eine wechselseitige Beziehung zwischen Cannabiskonsum und psychischer Erkrankung gibt.
Eine mögliche Erklärung sei aus Sicht des Autorenteams der Meta-Analyse, dass intensiver Cannabiskonsum eine Art Frühwarnzeichen sein könnte, das der Entwicklung einer bipolaren Störung vorausgeht. Cannabiskonsum könne dann allerdings dazu beitragen, dass die bipolare Störung verstärkt wird.
Die Forschungsteams beider Studien kommen in ihrer Schlussfolgerung zu der Empfehlung, insbesondere Jugendliche vor den möglichen Folgen zu warnen. Konsumierende sollten dabei unterstützt werden, aus dem Kiffen auszusteigen. Gleichwohl verweisen Jefsen und sein Team darauf, dass es Personen mit psychischen Problemen vermutlich besonders schwer haben, auf Cannabis zu verzichten.
Erste Anlaufstellen bei Suchtproblemen sind Suchtberatungsstellen vor Ort oder die Online-Suchtberatung. Zum Thema Cannabis gibt es auch das Online-Programm Quit the Shit. Die Suchtberatung ist kostenlos und anonym nutzbar.
Bei akuten Problemen stehen zudem folgende Beratungsoptionen zur Verfügung:
Quellen:
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