Cannabisabhängigkeit kommt selten allein

30.08.2013

Wie typisch die in einer spanischen Studie einbezogenen Cannabisabhängigen sind, lässt sich schwer sagen. Tatsache ist allerdings, dass kaum einer der Beteiligten ausschließlich Probleme mit dem Kiffen hatte. Andere psychische Erkrankungen könnten demnach weit verbreitet sein unter Cannabisabhängigen.

Zwei Personen mit orangen Kapuzenpullis im Schneidersitz vor blauer Wand

Bild: french_03 / photocase.com

Alle 353 Beteiligten der Studie waren in einer Einrichtung der Stadt Madrid in psychologischer oder psychiatrischer Behandlung und erfüllten aktuell oder zu einem früheren Zeitpunkt die Diagnose einer Cannabisabhängigkeit. Ziel der Studie war es, zu ermitteln, ob und welche anderen Erkrankungen neben der Cannabisabhängigkeit eine Rolle spielen.

Im Rahmen eines diagnostischen Interviews wurden die Beteiligten ausgiebig dazu befragt, welche anderen Beschwerden, Probleme oder Auffälligkeiten sie aufweisen. Dabei zeigte sich, dass 77 Prozent der Cannabisabhängigen entweder aktuell die Kriterien einer weiteren psychiatrischen Diagnose erfüllen oder früher einmal deswegen in Behandlung waren.

Häufig Gedanken an Selbsttötung

Am häufigsten vertreten waren Gemütserkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen. Die häufigste Einzeldiagnose war jedoch Suizidalität. 33 Prozent der Befragten beschäftigten sich mehr oder weniger konkret damit, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass bei Drogenkonsum generell das Risiko für Suizidversuche erhöht ist.

Die Hälfte der Cannabisabhängigen wies zudem eine Persönlichkeitsstörung auf. Zwar gibt es fließende Übergänge zwischen einer „normalen“ und einer gestörten Persönlichkeit. Bei Persönlichkeitsstörungen sind bestimmte Charaktereigenschaften allerdings dauerhaft in einer Weise ausgeprägt, dass die Betroffenen selbst oder ihre Umgebung darunter leiden. Die Ursache von Persönlichkeitsstörungen reichen meist bis in der Kindheit zurück. Häufig liegen der Störung traumatische Erfahrungen zugrunde.

Darüber hinaus fiel auf, dass fast alle der Befragten neben Cannabis noch einen problematischen Konsum mit anderen Drogen hatten. Nur 6 Prozent der Befragten hatte nie Probleme wegen anderer Drogen. Insofern lassen sich die Ergebnisse nicht ausschließlich auf die Cannabisabhängigkeit beziehen. Nach Beobachtungen des Autorenteams sei es aber durchaus normal, dass Cannabisabhängige, die sich an das Suchthilfesystem wenden, mehrfach belastet sind.

Das Autorenteam resümiert, dass eine so genannte „Doppeldiagnose“ besonders häufig bei Cannabisabhängigen anzutreffen ist, die sich in Behandlung begeben. Das Ausmaß der psychischen Störungen sei besonders dann ausgeprägt, wenn die Patientinnen und Patienten schon früh in den Cannabiskonsum eingestiegen sind.

Quelle:
Arias, F., Szerman, N., Vega, P., Mesias, B., Basurte, I., Morant, C., Ochoa, E., Poyo, F. & Babin, F. (2013). Abuse or dependence on cannabis and other psychiatric disorders. Madrid study on dual pathology prevalence. Actas Esp Psiquiatr, 41(2), 122-129.


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