Cannabis mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen verbunden

25.10.2023

Eine große Gesundheitsstudie aus Kanada legt nahe, dass intensiver Cannabiskonsum Herz und Gefäße schädigen kann.

Bild: Dioxin / photocase.de

Es pulsiert ein Leben lang. Das Herz eines Erwachsenen schlägt pro Tag etwa 100.000-mal und transportiert dabei rund 7.000 Liter Blut durch die Gefäße. Es versorgt unsere Organe mit Sauerstoff und allen wichtigen Nährstoffen. Erkrankt das Herz oder stockt der Blutfluss, droht akute Lebensgefahr. Erkrankungen des Herzkreislaufsystems sind die häufigste Todesursache in Deutschland.

Es gibt eine Reihe ungesunder Dinge, die das Herz-Kreislaufsystem schädigen, beispielsweise Tabakrauchen, ungesunde Ernährung oder Bewegungsmangel. Cannabis steht ebenfalls im Verdacht, ein Risikofaktor zu sein. Ein Forschungsteam aus Kanada hat Patientendaten ausgewertet, um das Risiko näher zu bestimmen.

Studienleiter Anees Bahji und sein Team haben die Datenbanken des staatlichen Gesundheitssystems in der kanadischen Provinz Alberta nach Cannabisdiagnosen durchkämmt. Bei rund 30.000 Menschen sind sie fündig geworden. Diese Personen haben zwischen 2012 und 2019 mindestens einmal eine Diagnose erhalten, die auf eine Cannabisabhängigkeit hindeutet.

Für jede Person mit einer Cannabisdiagnose hat das Team eine Vergleichsperson ohne Cannabisdiagnose gesucht. Jedes Paar war mit Blick auf das Alter, Vorerkrankungen und weitere wichtige Aspekte vergleichbar. Anschließend durchsuchte das Forschungsteam die Datenbanken nach Herz-Kreislauferkrankungen, die zeitlich nach der Cannabisdiagnose ärztlich festgestellt worden sind.

60 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit für Herz-Kreislauferkrankung

Der Vergleich offenbarte: Von den Menschen mit einer Cannabisdiagnose haben 2,4 Prozent im Untersuchungszeitraum erstmals eine Herz-Kreislauferkrankung erlitten. In der Kontrollgruppe ohne Cannabisdiagnose betraf dies nur 1,5 Prozent. Bahji und sein Team haben ausgerechnet, dass eine Cannabisdiagnose das Auftreten von Herz-Kreislauferkrankungen um rund 60 Prozent wahrscheinlicher macht.

Die Forschenden schränken zwar ein, dass ihre Ergebnisse kein Beleg für einen ursächlichen Zusammenhang seien. Eine Dosis-Wirkungsbeziehung spreche aber dafür, dass Cannabis Herz-Kreislauferkrankungen zumindest mitverursacht, denn: Je öfter Personen im Untersuchungszeitraum eine Cannabisdiagnose bekamen, desto höher war ihr Risiko für eine Herz-Kreislauferkrankung.

Wirkung von Cannabis auf Herz und Gefäße als mögliche Ursache

Bahji und sein Team vermuten, dass Cannabis über das Endocannabinoid-System und seinen Rezeptoren Einfluss nimmt auf das Herz-Kreislaufsystem. Denn unter der akuten Wirkung von Cannabis schlägt das Herz schneller und die Gefäße ziehen sich zusammen. Cannabiskonsum steht auch mit Entzündungsreaktionen und Verstopfungen in den Gefäßen in Zusammenhang.

Dennoch ist nicht gänzlich geklärt, inwiefern andere Faktoren das Erkrankungsrisiko bei Cannabiskonsumierenden mit beeinflussen. So ist bekannt, dass Cannabis häufig mit Tabak konsumiert wird. Das Forschungsteam konnte Tabakrauchen zwar nicht direkt messen, habe dieses aber nach eigenen Angaben statistisch berücksichtigt.

Letztlich seien ihre Ergebnisse ausreichend, um Cannabiskonsumierende davor zu warnen, dass der intensive Konsum der Droge Folgen für das Herz-Kreislaufsystem haben kann. So haben andere Studien aus den USA ebenfalls Hinweise geliefert, dass Cannabiskonsumierende häufiger Herzinfarkte erleiden oder Herzrhythmusstörungen bekommen.

 

Quellen:


Kommentare

Kommentare

Um Kommentare schreiben zu können, musst du dich anmelden oder registrieren.