Cannabis mindert Motivation nur vorübergehend

16.09.2016

Lahm und lustlos schleppen sie sich durchs Leben. So in etwa ließe sich das stereotype Bild vom unmotivierten Kiffer beschreiben. Ein britisches Forschungsteam hat nun experimentell überprüft, ob Kiffen tatsächlich die Motivation raubt.

Junger Mann liegt mit Kopf auf Tisch, davor Computermonitor

Bild: master1305 / Fotolia.com

Klack, klack, klack. Die Aufgabe bestand darin, möglichst schnell die Leertaste einer Tastatur zu drücken. Mit dem eher simplen Test sollte die Leistungsmotivation der Teilnehmenden auf die Probe gestellt werden.

Vor jedem Testdurchlauf hatten die Versuchspersonen die Wahl zwischen einer leichten und einer schwierigen Aufgabe: Sie konnten die Leertaste entweder 30-mal innerhalb von sieben Sekunden drücken und etwa 50 Pence (umgerechnet 60 Cent) gewinnen. Oder sie entschieden sich dafür, innerhalb von 21 Sekunden mindestens 100-mal auf die Leertaste zu drücken. Für die anstrengendere Variante gab es bis zu 2 Pfund (etwa 2,4 Euro) pro Durchlauf. Das gewonnene Geld konnten die Teilnehmenden behalten.

Doppel-Blind-Studie

17 Personen hatten sich für diesen Test zur Verfügung gestellt. Um den Einfluss von Cannabis zu ermitteln, inhalierten die Teilnehmenden in mehreren Sessions entweder Cannabis mit THC oder wirkstofffreien Cannabis. Es handelte sich um eine so genannte Doppel-Blind-Studie: Weder die Teilnehmenden noch die Versuchsleitenden wussten, wer was bekam.

Es zeigte sich, dass sich die Teilnehmenden unter dem Einfluss von THC seltener für die anstrengende Variante entschieden. Wer sich stoned fühlte, gab sich also mit weniger Geld zufrieden, konnte es dafür aber im Test lockerer angehen lassen. Ein Ergebnis, das in Anbetracht der Wirkung von Cannabis nachvollziehbar sein dürfte. Die interessantere Frage ist vielmehr, ob der unmotivierte Zustand nur vorübergehend ist oder womöglich ein sogenanntes Amotivationssyndrom auslöst.

Kein Amotivationssyndrom bei Cannabisabhängigen

Um eine Antwort auf diese Frage zu bekommen, hat das Forschungsteam einen weiteren Versuch durchgeführt. 20 Personen mit und 20 ohne Cannabisabhängigkeit durchliefen die gleiche Prozedur wie im ersten Experiment. Das Ergebnis: Die Motivation für das Gewinnen von Geldbeträgen war bei beiden Gruppen gleich hoch. Es gab keinen Unterschied bei der Häufigkeit, mit der sich die Teilnehmenden für die schwierige Variante entschieden haben.

Das Forschungsteam schlussfolgert, dass Cannabis zwar im akuten Rauschzustand die Leistungsmotivation mindert. Mit ihrem Experiment konnte es jedoch kein dauerhaftes amotivationales Syndrom bei Cannabisabhängigen nachweisen.

Quellen:


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