Cannabis - ein zweischneidiges Schwert

05.11.2007

Tetrahydrocannabinol (THC), der psychoaktive Bestandteil von Cannabis, wirkt in geringen Dosen stimmungsaufhellend. Höhere Dosierungen allerdings bewirken das Gegenteil. Dies sind die Ergebnisse einer neuen Studie, die im Journal of Neuroscience veröffentlicht wurde.

Seit längerem ist bekannt, dass ein Mangel an Serotonin -ein Botenstoff im Gehirn - Depressionen auslösen kann. Bestimmte Medikamente, so genannte Antidepressiva erzeugen ihre stimmungsaufhellende Wirkung durch eine Erhöhung der Serotoninkonzentration im Gehirn. Dr. Gabriella Gobbi und ihr Forschungsteam von der McGill Universität in Kanada gingen der Frage nach, ob auch Cannabis den Serotoninspiegel erhöht und sich als Medikament gegen Depressionen eignet.

Dazu injizierten die Forscherinnen und Forscher Ratten das synthetische Cannabinoid WIN55,212-2. Anschließend setzen sie die Nager in ein Wasserbecken und zwangen sie damit zum Schwimmen. Das Becken hatte allerdings keinen Ausgang, so dass sie irgendwann aufgeben mussten und nur noch auf dem Wasser dümpelten. Dies ist ein klassisches Tier-Experiment, um erlernte Hilflosigkeit zu erzeugen, ein Phänomen, das mit depressivem Verhalten verwandt ist.

Das Forschungsteam maß dabei, wie lange die Ratten durchhielten und stellten fest, dass die Tiere, denen zuvor das Cannabinoid injiziert wurde, länger versuchten, dem Wasser zu entkommen, als ihre unbehandelten Artgenossen. Allerdings stellte sich dieser Effekt nur bei geringen Dosierungen ein. Bei höheren Dosierungen drehte sich die Wirkung um und die Nagetiere gaben früher auf. Sie hätten damit einen Doppeleffekt demonstriert, erläutert Studienleiterin Dr. Gobbi. Geringe Dosen erhöhen den Serotoninspiegel und wirken antidepressiv, höhere Dosen bewirken exakt das Gegenteil.

Die Wirkung von Cannabinoiden beruhe auf ihrer Ähnlichkeit zu körpereigenen Stoffen, den so genannten Endocannabinoiden. Das Gehirn setzt diese Substanzen zum Beispiel in akuten Stress- oder Schmerzsituationen frei. Die Studie habe aufzeigen können, dass die Cannabinoidrezeptoren einen direkten Effekt auf die Produktion von Serotonin habe, das die Stimmung reguliert.

Da es bei natürlichem Cannabis schwierig sei, die Dosis zu kontrollieren, sei es zu gefährlich, es als Antidepressivum zu benutzen, schlussfolgert Gobbi. „Exzessiver Cannabiskonsum bei Personen mit Depressionen birgt zudem ein hohes Risiko für Psychosen“, sagt Gobbi. Stattdessen konzentriere sich ihr Forschungsteam auf die Entwicklung neuer synthetischer Medikamente.

Quelle:
Pressemitteilung
Abstract der Studie


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