Home > News > Aktuelle Meldungen > Brechanfälle durch synthetischen Cannabis
20.06.2014
Cannabiskonsum kann in seltenen Fällen heftige Brechanfälle auslösen. Nur heißes Duschen scheint die Symptome zu lindern. Jetzt machen zwei neue Fallstudien deutlich: auch synthetische Cannabinoide wie Spice können eine Cannabis-induzierte Hyperemesis auslösen.
Bild: mevans / iStockphoto.com
Es waren so viele Untersuchungen, dass er die genaue Zahl nicht mehr erinnern konnte. Als der 30-jährige Patient in der Notaufnahme des Krankenhauses von Jacksonville in Florida (USA) eintraf, hatte er in den Jahren zuvor bereits unzählige Computertomographien, Magenspiegelungen und Ultraschalluntersuchungen an sich vornehmen lassen. Erst vor drei Tagen hatte er die Notaufnahme eines anderen Krankenhauses aufgesucht.
Der Grund für die häufigen Arztbesuche waren extreme Magenschmerzen, Übelkeit und Brechanfälle, die mehrere Tage anhielten. Einziges Mittel um die Symptome zu lindern: heißes Duschen.
An diesem Punkt der Schilderungen ist den untersuchenden Medizinern, Christopher Hopkins und Brandi Gilchrist, womöglich ein Licht aufgegangen. Denn die Kombination der beschriebenen Symptome sowie die Linderung durch heißes Duschen treten bisweilen bei heftigem Cannabiskonsum auf und werden als Cannabis-induzierte Hyperemesis bezeichnet.
Allerdings habe er schon seit sechs Monaten kein Cannabis mehr konsumiert, berichtet der Patient. Seit er für den Besitz und den Anbau von Cannabis verurteilt wurde, muss er wöchentliche Urinproben abliefern, die vom Gericht auf Drogenrückstände untersucht werden. Stattdessen habe er zu synthetischen Cannabinoiden gewechselt, die von den eingesetzten Drogentests unentdeckt bleiben. Die synthetische Räucherware konsumierte er zuletzt stündlich, mitunter auch nachts.
Ein anderer Patient, der von Anthony Donato und seinem Team im Krankenhaus von West Reading in Pennsylvania (USA) behandelt wurde, berichtete von identischen Symptomen. Der 38-Jährige fand ebenfalls nur unter der heißen Dusche Linderung. Mitunter weigerte er sich sogar, die Dusche für weitere ärztliche Untersuchungen zu verlassen. Zuvor hatte er bis zu zehnmal täglich synthetische Cannabinoide konsumiert.
Die beiden Fallstudien zeigen erstmals, dass offenbar auch synthetische Cannabinoide eine Cannabis-induzierte Hyperemesis auslösen können. Dieser Effekt könnte bei synthetischen Cannabinoiden sogar noch stärker auftreten, da sie zum Teil bis zu 1.000-mal stärker wirken als pflanzlicher Cannabis.
Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung und den eher unspezifischen Symptomen wie Magenschmerzen und Erbrechen können oft Jahre und unzählige Arztbesuche vergehen bis endlich der Substanzkonsum als Ursache für die Brechanfälle identifiziert wird.
Ist die Ursache einmal erkannt, kann jedoch relativ schnell Abhilfe geschaffen werden. Denn im Vergleich zur meist langwierigen Diagnose ist die Behandlung der Cannabis-induzierten Hyperemesis vergleichsweise simpel: Die Symptome verschwinden, sobald der Konsum von synthetischem und pflanzlichen Cannabis eingestellt wird.
Quellen:
Kommentare
Um Kommentare schreiben zu können, musst du dich anmelden oder registrieren.