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29.05.2019
Halluzinationen können manchmal noch Monate nach dem Konsum von Halluzinogenen wie LSD auftreten. Das als Flashback bekannte Phänomen kann mitunter den Alltag schwer belasten, wie eine Fallstudie zeigt.
Bild: BrilliantEye / istockphoto.com
Überall war Blut. Der LSD-Trip des 21-Jährigen war offensichtlich mächtig schiefgelaufen. Nachdem der Mann die halluzinogene Droge eingenommen hat, soll er einen Blackout gehabt haben. Als er seine Umgebung wieder bewusst wahrnahm, musste er feststellen, dass er gerade auf den Mann einschlug, der ihm das LSD gegeben hatte.
Dieser Vorfall hatte ihm nicht nur 2 Jahre Haft auf Bewährung eingebracht. Aufgrund einer Handverletzung, die er von der Auseinandersetzung davongetragen hatte, verlor er auch seinen Job als Waldarbeiter. Hinzukam, dass sein Stiefvater ihn stark unter Druck setzte, einen neuen Job zu finden und damit drohte, ihn aus der Wohnung zu werfen.
Das behandelnde Ärzteteam berichtet, dass der 21-Jährige in keiner guten Verfassung war, als er sich ihnen vorstellte. Er habe traurig gewirkt und fühlte sich sozial isoliert. Seit dem LSD-Trip leide er unter wiederkehrenden Halluzinationen. Er spüre immer noch den „kalten Atem“, der aus ihm heraustreten würde. Darüber hinaus hatte er paranoide Gedanken und klagte über Konzentrations- und Gedächtnisstörungen sowie Schlafprobleme. Das war sieben Monate nach seinem LSD-Trip.
Seine Vorgeschichte enthalte keine Hinweise auf psychiatrische Erkrankungen oder sonstige psychische Einschränkungen. Auch körperlich habe er einen normalen Eindruck gemacht, ohne Hinweise auf Hirnerkrankungen. Das Ärzteteam ging daher davon aus, dass der LSD-Konsum des 21-Jährigen Auslöser für seine Beschwerden war. Sie diagnostizierten eine so genannte Hallucinogen Persisting Perception Disorder (HPPD), übersetzt: Halluzinogen-induzierte persistierende Wahrnehmungsstörung.
Im Volksmund wird auch von Flashbacks gesprochen, wenn halluzinogene Effekte lange nach Abklingen der Wirkung wieder auftreten. Die Diagnose HPPD erfordert darüber hinaus, dass die Symptome den Alltag der Betroffenen stark belasten.
Das Ärzteteam hatte sich dafür entschieden, den Patienten mit einem hochpotenten Benzodiazepin zu behandeln und seinen Zustand stationär weiter zu beobachten. Nach vier Tagen sei der 21-Jährige soweit genesen, dass er an eine lokale Nachsorgeeinrichtung verwiesen werden konnte.
Der Fall wurde vom Ärzteteam veröffentlicht, weil sie darauf aufmerksam machen wollten, welche einschneidenden Auswirkungen der Konsum von Halluzinogenen wie LSD haben kann. HPPD werde zwar selten diagnostiziert, Flashbacks würden aber immerhin zwischen 25 und 50 Prozent der LSD-Konsumierenden kennen.
Quelle:
Kurtom, M., Henning, A. & Espiridion, E. D. (2019). Hallucinogen-persisting Perception Disorder in a 21-year-old Man. Cureus, 11(2), e4077.
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