Blei in Cannabis bleibt ein Risiko

18.04.2008

Ärzte der Universität Leipzig haben im New England Journal of Medicine eine erste Analyse der Serie von Bleivergiftungen vorgelegt, die Ende letzten Jahres im Raum Leipzig beobachtet wurden. Das Blei war dem Cannabis beigemischt worden, um ein höheres Gewicht der Drogenpäckchen vorzutäuschen. Die Täter, die verantwortlich sind für die Verunreinigungen, konnten bis heute nicht gefunden werden.

Über einen Zeitraum von drei bis vier Monaten waren an vier Kliniken in Leipzig 29 Personen im Alter zwischen 16 und 33 Jahren mit den typischen Beschwerden einer akuten Bleivergiftung aufgenommen worden, berichtet das Team um Franziska Busse. Die Patientinnen und Patienten klagten über Bauchkrämpfe, Übelkeit und körperliche Schwäche. Einige hatten auch Kopfschmerzen oder zeigten neurologische Ausfälle (Polyneuropathie). Im Blut wurden Bleikonzentrationen von bis zu 457 Mikrogramm pro Deziliter gemessen. Unbedenklich sind laut Dr. Busse Werte bis 25 Mikrogramm pro Deziliter.

Zunächst war völlig unklar, woher die Vergiftungen stammen. Erst nach acht Wochen erkannten die Ärztinnen und Ärzte den gemeinsamen Nenner der vergifteten Personen. Alle waren jung, zumeist männlich und konsumierten gewohnheitsmäßig Cannabis. Ein Patient stellte ein Drogenpäckchen zur Verfügung, das bereits dem Augenschein nach Metallpartikel enthielt. Die Partikel wurden als Blei identifiziert. Die Beimengungen erhöhten den Preis der Droge um etwa tausend Euro pro Kilogramm, schätzen die Leipziger Medizinerinnen und Mediziner, die deshalb nicht an eine versehentliche Kontamination - etwa durch verseuchte Erde - glauben.

Daraufhin wurde die Polizei eingeschaltet, und eine intensive kriminologische Untersuchung wurde angestoßen. Die Täter konnten allerdings noch nicht ermittelt werden. Die Verunreinigungen wurden offenbar im großen Stil betrieben. Über eine vom Gesundheitsamt geschaltete Hotline meldeten sich 145 Personen, von denen 95 erhöhte Bleiwerte im Blut hatten.

Zur Vergiftung kommt es, weil das Metall bei einer Temperatur von bis 1.200° C im Verbrennungszentrum des „Joints” verdampft und dann mit der Droge inhaliert wird. Da die Täter nicht gefasst wurden, ist es nicht auszuschließen, dass weiterhin kontaminiertes Marihuana gehandelt wird.

Siehe auch:
Fernsehbericht auf Kabel 1 bei YouTube

Quellen:
Ärztezeitung
New England Journal of Medicine (PDF) (mit Fotos von bleiverseuchtem Cannabis)


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