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30.10.2024
Schon mal von „Crack Dancing“ gehört? Eine internationale Forschungsgruppe hat eine Übersichtsstudie zu Bewegungsstörungen verfasst, die durch Kokain ausgelöst werden können.
Bild: Elmar Gubisch / iStock.com
Konsumierende fühlen sich meist großartig. Kokain macht hellwach, hebt die Stimmung und steigert das Selbstwertgefühl. Häufiger Konsum von Kokain kann aber nicht nur schnell abhängig machen. Kokain wird auch mit Bewegungsstörungen in Verbindung gebracht. Was sind das für Störungen und wie entstehen sie?
Ein Forschungsteam aus den USA und Brasilien hat eine Übersichtsarbeit dazu erstellt. Die Forschenden haben 49 Studien recherchiert, in denen insgesamt 383 einzelne Fälle beschrieben wurden. Bei allen traten Bewegungsstörungen in Verbindung mit Kokain-Konsum auf.
Aus den Fallberichten haben die Forschenden verschiedene Formen von Bewegungsstörungen herausgearbeitet. Für eine dieser Störungen verwenden sie die Bezeichnung „Crack Dancing“. Der Begriff sei laut der Studie das in der Fachliteratur am häufigsten beschriebene Phänomen. Dabei handelt es sich um ungewollte, sich wiederholende, oft chaotisch wirkende Bewegungen, die wie ein sonderbarer Tanz aussehen. In der Fachsprache wird von einer Dyskinesie gesprochen.
Wenn sich einzelne Muskeln anspannen, ohne dies zu wollen, dann lautet das Fachwort Dystonie. Diese Störung war die am zweithäufigsten beschriebene Folge von Kokainkonsum in der Studie. In den Fallberichten betraf dies überwiegend die Muskulatur im Gesicht und hat sich beispielsweise auf die Lippen, die Zunge oder den Kiefer ausgewirkt.
Andere Bewegungsstörungen ähneln den Symptomen der Parkinson-Erkrankung und werden als Parkinsonismus bezeichnet. In den meisten betrachteten Fällen handelte es sich um ein- oder beidseitiges Zittern der Hände.
In manchen Fallberichten wurden auch Tic-Störungen wie Grunzen, Kopfzucken oder weites Öffnen der Nasenlöcher berichtet. Die meisten der Betroffenen litten zwar ohnehin am Tourette-Syndrom, die damit verbundenen Tic-Störungen hatten sich aber teils verschlimmert oder sind nach Kokainkonsum wieder aufgetreten.
Eine weitere Bewegungsstörung ist dadurch gekennzeichnet, dass sich Betroffene eben nicht bewegen oder vielmehr erstarren. Der Zustand wird als Katatonie bezeichnet und sei laut der Studie ebenfalls in Zusammenhang mit Kokain-Konsum gefunden worden.
Zudem wurden Fälle beobachtet, in denen Kokain-Konsum zu Bewegungsstörungen der Augen führten. Bei der als Opsoclonus-Myoclonus bezeichneten Störung ist der Augenmuskel betroffen, was sich in unkontrollierten Zuckungen der Augen bemerkbar macht.
Woher kommen die Bewegungsstörungen? Die Forschenden erläutern, dass der Ursprung tief im Gehirn liegt. In den so genannten Basalganglien, um genau zu sein. Die Basalganglien spielen eine bedeutsame Rolle bei der Ausführung von Bewegungen. Ein wichtiger Botenstoff für die Funktion der Basalganglien ist Dopamin.
Die Wirkung von Kokain beruht vor allem auf einer Erhöhung des Dopaminspiegels. Dopamin wird nach der Ausschüttung normalerweise in die vorgelagerte Nervenzelle wieder aufgenommen. Dieser Rücktransport wird durch Kokain unterdrückt, so dass sich die Dopaminkonzentration im synaptischen Spalt zwischen zwei Nervenendigungen erhöht. Das löst einerseits die positiv wahrgenommene Wirkung von Kokain aus, führt aber andererseits bei hohem akuten oder bei chronischem Konsum zu den genannten Bewegungsstörungen.
Die gute Nachricht aber ist, dass in den meisten der berichteten Fällen die Bewegungsstörungen vorübergehend waren und nach Abstinenz wieder nachgelassen haben. Teils hat die Regeneration allerdings Wochen bis Monate gedauert.
Quellen:
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