Belohnungssystem von Kiffern tickt anders

22.07.2016

Drogen werden konsumiert, weil sie gute Gefühle erzeugen. Im Gehirn werden bestimmte Areale aktiviert, die als Belohnungssystem bezeichnet werden. Dauerkonsum von Cannabis scheint einer aktuellen Studie zufolge mit Veränderungen in diesem System einherzugehen.

Verschiedenes Obst mit aufgeklebten Augen

Bild: marshi / photocase.de

Es gab unter anderem Äpfel und Bananen, Joints und Bongs. Die Testpersonen bekamen verschiedene Bilder zu sehen, auf denen Früchte oder typische Kifferutensilien abgebildet waren. Gleichzeitig wurde ihre Hirnaktivität mit Hilfe der Magnetresonanztomographie aufgezeichnet. Hintergrund dieser Studie war die Frage, ob das Belohnungssystem bei Kiffern generell oder nur auf Cannabis anders reagiert.

Francesca Filbey und ihr Team haben 59 Cannabiskonsumierende untersucht, die seit durchschnittlich 12 Jahren regelmäßig kifften. Zum Vergleich wurden 70 abstinente Personen gleichen Alters hinzugezogen. Getestet wurde, wie Cannabiskonsumierende und Kontrollpersonen auf verschiedene Bilder von Cannabispfeifen, Bongs und Joints reagieren und ob sich Unterschiede zeigen, wenn sie das Bild einer Frucht sehen.

Jede Testperson wurde zuvor gefragt, welches ihre Lieblingsfrucht ist. Das Forschungsteam ging davon auf, dass die Lieblingsfrucht einen festen Platz im Belohnungssystem hat und dieses entsprechend aktiviert. Zudem wurden neutrale Bilder verwendet, auf denen ein Stift abgebildet war.

Lieblingsfrucht aktiviert Belohnungssystem

Die Hirnscans machten deutlich, dass Obst tatsächlich einen messbaren Effekt im Belohnungssystem erzeugt. Sowohl bei den Kiffern als auch bei den abstinenten Testpersonen hat die Lieblingsfrucht eine stärkere Aktivierung als ein neutraler Gegenstand nach sich gezogen.

Bei den Cannabis-bezogenen Motiven zeigten sich jedoch Unterschiede zwischen den Gruppen. Das Belohnungssystem der Kiffer reagierte deutlich stärker auf Bilder mit Rauchgeräten als auf die Frucht. Bei der Kontrollgruppe machte es hingegen keinen Unterschied, ob sie auf Joint & Co blickten oder auf ihre Lieblingsfrucht. Das Belohnungssystem der Kiffer scheint somit nicht generell stärker auf belohnende Reize zu reagieren, sondern speziell nur auf Cannabis.

Zusammenhang mit Craving

Unklar bleibt, ob der Dauerkonsum von Cannabis ursächlich verantwortlich ist für die stärkere Reaktion des Belohnungssystems oder ob das Gehirn der Kiffer auch unabhängig vom Cannabiskonsum empfänglicher hierfür ist.

Filbey und ihr Team vermuten, dass jahrelanges Kiffen zu einer neuronalen Anpassung des Belohnungssystems geführt hat. Die Veränderungen würden vermutlich eine wichtige Rolle dabei spielen, wenn sich aus dem gelegentlichen Konsum eine Abhängigkeit entwickelt. So konnte das Team nachweisen, dass mit zunehmender Aktivierung des Belohnungssystems auch das Craving zunahm. Als Craving wird das starke Verlangen nach dem Konsum einer Droge bezeichnet.

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