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22.01.2016
Wer lange Strecken läuft, kennt das Gefühl: Eben noch fühlte es sich mühselig an, doch plötzlich steigt die Stimmung. Das Runner’s High wurde bislang vor allem mit Endorphinen in Verbindung gebracht. Einer neuen Studie zufolge, wird das Hochgefühl jedoch durch Cannabinoide ausgelöst, die der Körper selbst herstellt.
Bild: Monkey Business / Fotolia.de
Langstreckenlaufen ist anstrengend, kein Frage. Aber wer es lang genug durchhält, wird möglicherweise durch ein Gefühl belohnt, das als Runner’s High oder Läuferhoch bekannt ist: Eben noch dachte man ans Aufgeben, läuft es plötzlich wie geschmiert. Schmerzen verfliegen und die Stimmung steigt.
Bislang galten Endorphine als Auslöser für das Runner’s High. Genau genommen handelt es sich um Beta-Endorphin. Das körpereigene Opioid kann beim Langstreckenlaufen vermehrt im Blut nachgewiesen werden. Ein deutsches Forschungsteam um Studienleiter Johannes Fuss hat allerdings Zweifel an der gängigen Hypothese aufgeworfen, dass Beta-Endorphin für das Hochgefühl verantwortlich ist. Fuss und sein Team weisen darauf hin, dass Beta-Endorphin die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden und somit nicht für die Wirkung im Gehirn verantwortlich sein kann.
Wahrscheinlicher sei es, dass Endocannabinoide die Stimmung steigen lassen. Endocannabinoide sind körpereigene Substanzen, die ebenfalls beim Langstreckenlaufen ausgeschüttet werden und an den gleichen Rezeptoren im Gehirn binden wie der pflanzliche Cannabiswirkstoff THC.
Im Tierversuch konnte das Forschungsteam seine Hypothese belegen. Es setzte Mäuse in ein Laufrad, wo diese innerhalb von fünf Stunden etwa sechs bis sieben Kilometer zurücklegten. Dadurch kam es zu einem Anstieg von Endocannabinoiden im Körper der Mäuse. Zwar konnten die Tiere nicht direkt Auskunft über ihr Befinden geben, das Forschungsteam hatte jedoch durch spezielle Tests herausfinden können, dass die Marathonmäuse weniger schmerzempfindlich waren und weniger Angst zeigten als Mäuse einer Kontrollgruppe, die nicht zuvor gelaufen sind.
Um zu beweisen, dass die Symptome des Runner’s High ursächlich durch körpereigene Cannabinoide hervorgerufen werden, behandelte das Forschungsteam die Tiere in einem weiteren Versuch vor dem Laufen mit Medikamenten, die eine Blockierung der Cannabinoid-Rezeptoren im Gehirn bewirken. Tatsächlich blieb dann die erwartete Abnahme der Ängstlichkeit und Schmerzempfindlichkeit aus, obwohl die Tiere zuvor die gleiche Strecke gerannt waren. Wurden dagegen Opioid-Rezeptoren blockiert, zeigten die Nager nach wie vor die Symptome des Runner’s High.
Langes Laufen hat sicherlich nicht die gleiche Wirkung wie beim Kiffen. Zweifelsohne kann Ausdauersport bei manchen Menschen aber einen suchtähnlichen Charakter annehmen. Sie reagieren dann mit Entzugserscheinungen, wenn sie ihr gewohntes Sportpensum nicht erfüllen können.
Quellen:
Pressemitteilung Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (6.10.2015)
Fuss, J., Steinle, J., Bindila, L., Auer, M. K., Kirchherr, H., Lutz, B. & Gass, P. (2015). A runner’s high depends on cannbinoid receptors in mice. PNAS, 112(42), 13105-13108.
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