Beerdige deinen Avatar!

09.07.2010

Onlinerollenspiele sind vor allem bei Jugendlichen sehr beliebt - so beliebt, dass viele Spielerinnen und Spieler einen Großteil ihrer Freizeit mit ihrem digitalen Alter Ego, dem Avatar, durch die Fantasiewelten von „World of Warcraft“ und Co. stromern. Nicht selten entwickeln sie hierbei eine persönliche Verbindung zu dieser Spielfigur. Schließlich hat man zusammen viele Abenteuer erlebt und so manchen Gegner erledigt. Doch was tun mit dem Avatar, wenn man merkt, dass man eine Auszeit vom Zocken braucht? Ab mit ihm auf den „Herolymp“, dem ersten Internetfriedhof für Avatare!

„Herolymp“ ist ein neues Präventionsprojekt des Drogenreferats der Stadt Frankfurt am Main, um Spielerinnen und Spielern von Onlinerollenspielen die Möglichkeit zu geben, ihrer Spielfigur einen würdigen Abschied zu bereiten. Hierzu wurde die „Wall of Fame“ eingerichtet, auf der jeder Avatar mit eigener Plakette verewigt wird. Da die eigene Spielfigur also nicht einfach im Daten-Nirwana verschwindet, fällt der Abschied von ihr leichter, so die Idee hinter dem Projekt. Um welche Art von Spielfigur und um welches Spiel es sich hierbei handelt, ist unerheblich. Magier aus „World of Warcraft“ finden hier genauso eine Ruhestätte wie Elfen aus der Fantasywelt von „Aion“.

Die Gründe für die starke Anziehungskraft von Onlinerollenspielen liegen zunächst in ihrem hohen Unterhaltungswert: Es macht einfach Spaß, zusammen mit einer Gruppe von Verbündeten - der „Gilde“ - durch eine endlose Welt voller Fabelwesen und phantastischer Landschaften zu ziehen und alle erdenklichen Arten von Abenteuer zu bestehen. Aus der vermeintlichen Verantwortung, die die Spielerinnen und Spieler gegenüber ihrer Gilde spüren, kann zudem auch starker Gruppendruck entstehen - was ebenfalls zu einem übermäßigen Spielverhalten führen kann.

Übermäßiger Konsum von Onlinerollenspielen ist insbesondere unter männlichen Jugendlichen recht stark verbreitet. So weisen männliche Jugendliche, die Word of Warcraft“ (WoW) spielen, eine tägliche Spieldauer von durchschnittlich etwa vier Stunden auf, so eine Studie des kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN). Zudem sei jeder fünfte männliche WoW-Gamer im Alter von 15 Jahren abhängig oder abhängigkeitsgefährdet.

Die Inschriften in der „Wall of Fame“ von „Herolymp“ lassen erkennen, dass sich viele der User kritisch mit ihrer Vergangenheit als Rollenspieler auseinandersetzen. So schreibt Iznais“, ein ehemaliger User von „Word of Warcraft“: „Freunde & Familie, Studium & Beruf, zählen eindeutig mehr, als Equipment & Level.“ Der ehemalige WoW-User „Cobolt“, wird noch deutlicher: „Ruhe in Frieden, verdammtes Spiel, du hast beinahe mein Leben ruiniert.“

URL von Herolymp: www.herolymp.de

Quellen:

  • Pressemitteilung der Stadt Frankfurt/Main
  • REHBEIN, F., KLEIMANN, M. & MÖSSLE, T. (2009). Computerspielabhängigkeit im Kindes- und Jugendalter : Empirische Befunde zu Ursachen, Diagnostik und Komorbiditäten unter besonderer Berücksichtigung spielimmanenter Abhängigkeitsmerkmale (KFN-Forschungsbericht; Nr.: 108). Hannover: KFN. PDF

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