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06.12.2023
Langjähriger Cannabiskonsum steht einer wissenschaftlichen Übersichtsarbeit zufolge mit Atemwegsproblemen in Zusammenhang.
Bild: Daria Kulkova / iStock.com
Ob Joint oder Bong, beim Kiffen wird Rauch von verbranntem Cannabis inhaliert. Zweifelsohne werden dabei auch giftige Verbrennungsprodukte eingeatmet. Was weiß die Wissenschaft über die Auswirkungen des Kiffens auf die Atemwege? Ein Forschungsteam aus Ecuador hat den aktuellen Stand der Forschung gesichtet und eine Übersichtsarbeit auf der Basis von 55 Einzelstudien erstellt.
In ihrer Einleitung weisen Studienleiter Esteban Ortiz-Prado und sein Team darauf hin, dass der Gebrauch von Cannabis eine mehrere tausend Jahre lange Geschichte hat. Noch bis ins 19. Jahrhundert sei Marihuana sogar zur Behandlung von Asthma verwendet worden. Denn das Rauchen von Cannabis könne die Bronchien erweitern. Personen mit Asthma falle das Atmen dadurch leichter.
Tatsächlich ist einer Studie zufolge bei etwa drei von fünf Personen, die unter Asthma leiden, eine bronchienerweiternde Wirkung beobachtet worden. Allerdings: Bei den anderen Personen tritt das Gegenteil ein. Sie reagieren mit einer Verengung der Atemwege sowie mit Husten und Unwohlsein in der Brust. Nach Einschätzung des Forschungsteams müsse davon ausgegangen werden, dass das Rauchen von Marihuana die Atemwege irritieren kann und für Personen mit Asthma somit ein Risiko darstellt.
Besondere Aufmerksamkeit haben die Forschenden den möglichen Langzeitfolgen gewidmet. Hier legen die Ergebnisse nahe, dass Cannabis auch ohne gleichzeitigen Tabakkonsum schädlich für die Atemwege ist. So stehe langfristiger Cannabiskonsum mit chronischem Husten, verstärkter Schleimproduktion und Giemen in Zusammenhang. Giemen oder Keuchen macht sich durch Pfeifgeräusche beim Atmen bemerkbar und ist ein Zeichen für verengte Atemwege.
Dauerkiffen scheint sich auch negativ auf die Lungenfunktion auszuwirken. Ein üblicher Lungenfunktionstest misst, wie viel Luft eine Person innerhalb einer Sekunde ausatmen kann. Gesunde Menschen können über 75 Prozent ihres Lungenvolumens in einer Sekunde ausatmen. Bei chronisch kiffenden Personen wird häufig ein Wert von unter 70 Prozent beobachtet.
Fallstudien berichten darüber hinaus von verschiedenen Lungenerkrankungen, die in Zusammenhang mit starkem Cannabiskonsum beobachtet wurden. Darunter sind Fälle, in denen langjährig Kiffende eine so genannte „Bong-Lunge“ oder einen Pneumothorax entwickelt haben. Fallstudien haben jedoch nur eine begrenzte Aussagekraft, da nicht auszuschließen ist, dass noch andere Faktoren ursächlich eine Rolle gespielt haben.
Für das Risiko einer Krebserkrankung der Atemwege gibt es ebenfalls wenig gesicherte Belege. Es gibt zwar Studien, in denen ein erhöhtes Risiko für Lungenkrebs durch langjähriges Kiffen gefunden wurde. Andere Untersuchungen haben jedoch nur einen sehr schwachen Zusammenhang nachweisen können. So konnte in einer Studie keine Dosis-Wirkungsbeziehung gefunden werden. Wenn Cannabis Lungenkrebs verursacht, wäre aber zu erwarten, dass das Risiko mit dem Ausmaß des Konsums steigt. Schwierig sei vor allem, Cannabis von anderen wichtigen Faktoren wie dem Tabakrauchen zu trennen.
Die bisherige Studienlage sei aber ausreichend, erläutert das Forschungsteam, um Konsumierende vor den Risiken des langfristigen Konsums zu warnen. Denn abgesehen vom Lungenkrebsrisiko gäbe es deutliche Belege für die Entwicklung von Atemwegserkrankungen und Funktionseinschränkungen der Lunge.
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