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17.07.2015
Weniger konsumieren statt ganz aufhören, das klingt für manche Drogenkonsumierenden verlockend. Schließlich müssen sie nicht ganz auf den Rausch verzichten. Doch was bringt Reduzieren? Einer aktuellen Studie zufolge nicht viel.
Bild: Rein Van Oyen / photocase.com
Für Sihanuk ist die Sache klar. Er empfiehlt, das Kiffen komplett einzustellen, anstatt nur zu reduzieren. Auch Mustermensch hat keine guten Erfahrungen mit dem Reduzieren gemacht. Beide haben am Beratungsprogramm Quit the Shit teilgenommen und ihren Konsum ganz eingestellt. Es gibt aber auch Menschen, die ihren Konsum nur reduzieren. Die meisten tun es sogar ohne Hilfe oder Beratung. Doch wie erfolgreich sind sie dabei? Verbessert sich ihre Lebenssituation auch durch Reduzieren?
Diese Frage hat sich ein Forschungsteam aus den USA gestellt und 574 Drogenkonsumierende zwei Mal im Abstand von sechs Monaten befragt. Ziel der Studie war es, zu untersuchen, welche Auswirkungen das Reduzieren oder der Ausstieg aus dem Drogenkonsum auf die Lebenssituation der Personen hat. 63 Prozent der Teilnehmenden nannte Marihuana als ihre Hauptdroge. Andere nannten auch Drogen wie Opioide, Kokain oder Amphetamine als ihre hauptsächlich konsumierte Droge. Der Wunsch, mit dem Konsum aufzuhören, war keine Voraussetzung zur Teilnahme an der Studie.
Sechs Monate später hatte die Hälfte der Teilnehmenden ihren Drogenkonsum reduziert oder ganz eingestellt. Die andere Hälfte hat genauso weiter oder sogar mehr konsumiert. Der Vergleich beider Gruppen hat gezeigt, dass die Lebenssituation und die Lebensqualität sich nur bei den Personen bedeutsam verbessert haben, die ihren Konsum ganz aufgegeben haben. Bei Personen, die den Drogenkonsum nur reduziert haben, hat sich die Lebenszufriedenheit nicht signifikant gegenüber den Personen verbessert, die genauso oder sogar mehr konsumierten.
Genau genommen gelten die Ergebnisse nur für Personen, die Opioide oder Kokain als Hauptdroge genannt haben. Für Personen mit Marihuana als Hauptdroge machte es keinen Unterschied, ob sie reduziert oder ganz aufgehört haben. Dem Forschungsteam zufolge war der Cannabiskonsum dieser Personengruppe aber ohnehin gering ausgeprägt.
Generell fanden die Forscherinnen und Forscher einen Zusammenhang zwischen der Intensität des Konsums und den Auswirkungen der Abstinenz: Je stärker der Konsum von Opiaten oder Kokain vor der Teilnahme an der Studie ausgeprägt war, umso mehr profitierten diese Personen vom Ausstieg aus dem Konsum. Sie hatten weniger konsumbezogene Probleme und erlebten einen Zugewinn an Lebensqualität. Personen, die ihren Konsum nur reduzierten, hatte lediglich weniger oft eine Notfallambulanz wegen ihres Drogenkonsums oder wegen psychischer Probleme aufsuchen müssen.
Auch wenn manchen Konsumierenden die Vorstellung schwer fällt, ganz auf den Konsum zu verzichten, könnte es der einfachere Weg sein, um die eigene Lebenssituation zu verbessern. Denn das Reduzieren erfordert immer wieder die willentliche Anstrengung, sich zu mäßigen. Auch der Quit-the-Shit-Teilnehmer Mustermensch hatte die Erfahrung gemacht, dass die vermeintliche Hürde Ausstieg letztlich die leichtere Variante war als Reduzieren: „Als ich dann abstinent war, war es leichter als gedacht und ich habe mich geärgert, das nicht schon früher angegangen zu sein.“
Quelle:
Park, T. W., Cheng, D. M., Lloyd-Travaglini, C. A., Bernstein, J., Palfai, T., Saitz, R. (2015). Changes in health outcomes as a function of abstinence and reduction in illicit psychoactive drug use: a prospective study in primary care. Addiction, DOI: 10.1111/add.13020.
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