Auch Oktopusse kuscheln auf Ecstasy

19.10.2018

Kuscheln scheint ein evolutionär tief verankertes Bedürfnis zu sein. Oktopusse haben zwar äußerlich wenig mit Menschen gemeinsam, reagieren aber ähnlich, wenn ihnen Ecstasy verabreicht wird.

Als Oktopuss verkleidete Frau berührt grinsenden Taucher mit einem Arm

Bild: john krempl / photocase.de

In der Evolution trennten sich die Entwicklungslinien von Menschen und Oktopussen vor mindestens 500 Millionen Jahren. Dennoch finden sich Gemeinsamkeiten im Gehirn. Die Forscher Eric Edsinger und Gül Dölen aus den USA fanden heraus, dass Oktopusse über die gleichen Bindungsstellen für den NeurotransmitterSerotonin verfügen.

Oktopusse sind Einzelgänger, die ihre Artgenossen unter bestimmten Umständen angreifen und auffressen. Fraglich sei, ob eine Aktivierung des Serotoninsystems beim Oktopus ein ähnliches Verhalten wie beim Menschen auslöst. Letztere reagieren bekanntlich mit einem verstärkten Bedürfnis der Nähe zu anderen Menschen, wenn sie MDMA konsumieren, den Wirkstoff der Droge Ecstasy.

Star Wars spielen oder Kuscheln?

In ihrem Experiment badeten die Forscher vier Exemplare der Gattung Octopus Bimacoloides zunächst in MDMA-behandeltes Salzwasser. Die auch als Kalifornische Zweipunktkrake bezeichneten Tiere nahmen den Wirkstoff so über ihre Kiemen auf. Anschließend setzten Edsinger und Dölen die Tiere in die mittlere Kammer eines dreigeteilten Aquariums. Die Kammern waren durch schwarze Plexiglasscheiben getrennt. Jeweils eine kleine Öffnung erlaubte den für gewöhnlich sehr neugierigen Kraken, in die benachbarten Kammern zu wechseln.

Die Kraken hatten die Wahl: In der einen Kammer konnten die Tiere unterschiedliche Objekte inspizieren, darunter auch Figuren aus Star-Wars-Filmen. In der anderen Kammer hatten die Forscher einen männlichen oder weiblichen Artgenossen in einem Käfig platziert. Der Käfig sollte verhindern, dass die Tiere sich womöglich gegenseitig verletzen.

Normalerweise erkunden die Kraken eine neue Umgebung, meiden aber den Kontakt zu anderen, insbesondere zu männlichen Oktopoden. Unter dem Einfluss von Ecstasy reagierten die Tiere aber erkennbar anders. Sie interessierten sich deutlich weniger für Chewbacca, Han Solos haarigen Co-Piloten, oder für imperiale Sturmtruppen. Stattdessen suchten sie verstärkt die Nähe des anderen Oktopus. Dabei tasteten Sie sich nicht, wie im nüchternen Zustand, nur vorsichtig mit einem Arm heran, sondern schmiegten ihren ganzen Körper an den Käfig und versuchten, Kontakt zum Artgenossen aufzunehmen. Und das, obwohl im Käfig ein sonst eher gemiedenes Männchen saß.

Ecstasy aktiviert Toleranz für Artgenossen

„Oktopusse sind nicht zu 100 Prozent asozial, sie haben noch eine gewisse Toleranz füreinander“, erklärt Edsinger. Zumindest zur Paarungszeit würden die Tiere die gegenseitige Anwesenheit tolerieren. Die Droge habe diese Resttoleranz vermutlich ein wenig verstärkt.

Die Ergebnisse würden verdeutlichen, welche Bedeutung das Serotoninsystem für das Sozialverhalten hat. Immerhin werde es seit mindestens 500 Millionen Jahren in unseren Genen weitervererbt. Die verabreichte Dosis MDMA sei mit der vergleichbar, die auch bei Menschen zu entsprechenden Effekten führt. Daher könne der Oktopus möglicherweise als Modellorganismus für die Entwicklung neuer Medikamente eingesetzt werden, die am Serotoninsystem ansetzen.

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