Alter beim ersten Cannabiskonsum könnte Hirnentwicklung beeinflussen

21.10.2016

In der Pubertät vollzieht das Gehirn wichtige Entwicklungsschritte. Konsumieren Jugendliche Cannabis, könnte dies einer aktuellen Studie zufolge langfristige Auswirkungen auf die Hirnentwicklung haben.

Darstellung des Gehirns mit Nervenbahnen

Bild: adimas / Fotolia.com

Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Studie konnte nicht beweisen, dass Cannabis Hirnveränderungen verursacht, sondern lediglich Zusammenhänge aufzeigen. Denn es gibt zu viele mögliche Faktoren, die Einfluss auf die Gehirnentwicklung Jugendlicher nehmen können. Letztlich kann eine Ursache nur experimentell nachgewiesen werden. Aus ethischen Gründen verbietet sich ein derartiger Nachweis allerdings, da Cannabis hierfür Jugendlichen verabreicht werden müsste, um zu schauen, wie sie sich entwickeln.

Große Stichprobe

Die US-amerikanische Studie habe nach Angaben des Autorenteam aber ein paar methodische Vorteile gegenüber vorherigen Studien. Mit 466 jungen Erwachsenen, die zumindest einmal im Leben Cannabis konsumiert haben, sei eine vergleichsweise große Stichprobe untersucht worden. Und die Zusammensetzung der Stichprobe habe sich - abgesehen vom Cannabiskonsum - an der normalen Bevölkerung orientiert. Somit würden sich die Ergebnisse besser verallgemeinern lassen.

Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht. Ähnlich wie beim Röntgen werden dabei Bilder vom Körperinneren gemacht, mit dem Unterschied, dass MRT-Scans auch weiches Gewebe wie das Gehirn sichtbar machen. Nach Angaben des Forschungsteams wurden besonders hoch aufgelöste Hirnscans erstellt und der letzte Stand der Technik zur Vermessung neuronaler Strukturen eingesetzt.

Es ging in der Untersuchung nicht darum, Konsumierende und Nichtkonsumierende zu vergleichen. Es waren ohnehin nur Personen beteiligt, die schon mal Cannabis konsumiert haben. Darunter befanden sich allerdings sowohl Personen, die schon als Jugendliche konsumiert haben als auch solche, die erst im Erwachsenenalter ihren ersten Joint geraucht haben. Die unterschiedliche Konsumerfahrung mit Cannabis sollte dazu genutzt werden, um den Einfluss von Cannabis differenziert untersuchen zu können.

Weiße Substanz schlechter entwickelt

Dabei zeichnete sich ab, dass das Alter des ersten Cannabiskonsums von Bedeutung war. Je jünger die Teilnehmenden bei ihrem ersten Joint waren, desto schlechter entwickelt war die weiße Substanz im Gehirn. Besonders Jugendliche, die schon mit 14 Jahren oder noch früher erstmals Cannabis konsumiert haben, waren betroffen.

Die weiße Substanz besteht aus Nervenfasern, die von einer weißen isolierenden Schicht umhüllt sind. Bei Jugendlichen reift die isolierende Schicht noch heran. Je stärker der Reifungsprozess voranschreitet, umso besser funktioniert das Gehirn. Der frühe Einstieg in den Cannabiskonsum könnte den Ergebnissen zufolge den Reifungsprozess der weißen Substanz stören. Die Unterschiede zwischen frühen und späten Einsteigern seien zwar eher gering, aber dennoch messbar.

Die Veränderungen in der Hirnstruktur könnten zudem lang anhaltend sein, erklärt das Forschungsteam, da die Teilnehmenden zum Zeitpunkt der Untersuchung im Schnitt bereits 29 Jahre alt waren. Damit wurde auch das Ergebnis einer früheren Studie bestätigt, in der ebenfalls Veränderungen in der weißen Substanz bei Cannabiskonsumierenden nachgewiesen wurden.

Quelle:
Orr, J. M., Paschall, C. & Banick, M. T. (2016). Recreational marijuana use impacts white matter integrity and subcortical (but not cortical) morphometry. NeuroImage: Clinical, 12, 47-56.


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