Alleine-Kiffer haben mehr Probleme

17.04.2019

Es macht offenbar einen Unterschied, ob jemand vorwiegend in Gesellschaft kifft oder alleine. Einer Studie zufolge kann Letzteres als Hinweis auf einen problematischen Konsum gewertet werden.

Bild: d+d / photocase.de

Nicht jeder Cannabiskonsum muss zwangsläufig problematisch sein. Nur ein Teil der Konsumierenden entwickelt eine Abhängigkeit. Doch woran lässt sich unproblematischer von problematischem Konsum unterscheiden? Eine Forschungsgruppe aus Kanada hat Hinweise geliefert, dass alleine zu kiffen ein Indiz für problematischen Konsum sein könnte.

Für ihre Studie hat ein Forschungsteam der Dalhousie Universität in Halifax, Kanada, 188 Cannabiskonsumierende zu den Umständen ihres letzten Konsums befragt und die Beteiligten auf verschiedene psychiatrische Störungen hin getestet. Der ausschließliche Fokus auf den letzten Konsum berge zwar das Risiko, dass dieser nicht repräsentativ für die generellen Konsumgewohnheiten der Person stehe, habe aber nach Ansicht des Forschungsteam den Vorteil, dass dieser noch nicht lange zurückliegt und daher nicht so stark durch Erinnerungsfehler verzerrt werde.

47 der Befragten waren bei der letzten Konsumgelegenheit alleine, 8 hatten zwar Gesellschaft, haben aber als einzige der Anwesenden gekifft. Beide Gruppen wurden als Alleine-Kiffer zusammengefasst und mit 133 Personen verglichen, die bei der letzten Gelegenheit gemeinsam mit anderen Cannabis konsumiert haben.

Mehr Psychosen, weniger Mischkonsum

Der Gruppenvergleich hat deutlich gemacht, dass Alleine-Kiffer sich in mehreren Punkten von den Gesellschaftskiffern unterschieden. Personen, die sich alleine einen Joint angezündet haben, kifften nicht nur häufiger, sie zeigten auch mehr Abhängigkeitssymptome, litten häufiger unter einer Psychose und benutzten das Kiffen meist zur Bewältigung unangenehmer Gefühle.

Im Gegensatz zu den Gesellschaftskiffern haben Alleine-Kiffer jedoch seltener Mischkonsum betrieben. Wer in Gesellschaft anderer Cannabis konsumiert hat, trank mit einer 3-fach höheren Wahrscheinlichkeit auch Alkohol.

Insbesondere die Motivation, unangenehme Gefühle mit Hilfe des Kiffens auszublenden, wurde auch in anderen Studien als treibende Kraft hinter einer Abhängigkeitsentwicklung identifiziert. Üblicherweise steht am Anfang der „Kifferkarriere“ zwar noch der Spaß im Vordergrund, die Wirkung werde dann aber zunehmend dazu benutzt, um unangenehme Gefühle zu betäuben. Insofern können Konsumierende es als ein Alarmzeichen deuten, wenn sie immer öfter alleine zum Joint greifen.

Quelle:
Spinella, T. C., Stewart, S. H. & Barrett, S. P. (2019). Context matters: Characteristics of solitary versus social cannabis use. Drug and Alcohol Review, DOI: 10.1111/dar.12912.


Kommentare

Kommentare

Um Kommentare schreiben zu können, musst du dich anmelden oder registrieren.