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15.02.2013
Einer britischen Studie zufolge gibt es möglicherweise viele unentdeckte Fälle von ADHS unter Drogenabhängigen. Der hohe Konsum von Cannabis und Stimulanzien könne bei diesen Personen eine Art Selbstmedikation sein.
Bild: viktormatic / photocase.com
Die Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wird zumeist bei Kindern und Jugendlichen diagnostiziert, kann aber auch bis ins Erwachsenenalter fortbestehen. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts wird die Diagnose ADHS bei knapp fünf Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland gestellt. Geschätzt wird, dass die ADHS-Symptomatik bei 30 bis 50 Prozent der Betroffenen bis ins Erwachsenenalter fortbesteht, wobei dann die Symptome der Hyperaktivität zurückgehen, während die Aufmerksamkeitsprobleme in den Vordergrund rücken.
Studien zufolge würden bis zu 58 Prozent der Personen mit ADHS Drogenmissbrauch betreiben oder drogenabhängig sein. Ein britisches Forschungsteam vermutet jedoch, dass einige Personen mit ADHS unentdeckt bleiben. Studienleiter Philip Asherson und sein Team haben in einer Stichprobe von 226 drogenabhängigen Männern und Frauen daher nach ADHS gefahndet.
Das Forschungsteam hat ein zweistufiges Diagnoseverfahren im Rahmen einer Entgiftungsbehandlung durchgeführt. Die erste Befragung erfolgte während des Klinikaufenthalts, die zweite eine Woche später. Damit sollte vermieden werden, dass der Entzug und seine Begleiterscheinungen das Ergebnis der Diagnose verfälschen.
Bei 12 Prozent der untersuchten Drogenabhängigen konnte das Forschungsteam schließlich eine ADHS-Diagnose stellen, die den Betroffenen zuvor nicht bekannt war. Dabei fiel vor allem die starke Verbreitung des Konsums von Kokain und Amphetaminen auf. Da bei der medikamentösen Behandlung von ADHS ebenfalls Stimulanzien wie Metylphenidat (Handelsname Ritalin®) verabreicht werden, vermutet das Forschungsteam, dass der Stimulanzienkonsum eine Art Selbstmedikation ist. Die betroffenen Personen litten auch stärker als andere Drogenabhängige unter Depressionen und hatten mehr Selbstmordversuche in der Vergangenheit verübt.
Ihre Studie würde somit aufzeigen, wie wichtig es ist, ADHS rechtzeitig zu erkennen und angemessen zu behandeln, schreibt das Forschungsteam in ihrem Fachartikel. Zwar sei die Behandlung mit Präparaten wie Methylphenidat angesichts des Drogenmissbrauchs problematisch, es gäbe aber inzwischen auch andere Medikamente ohne stimulierende Wirkung. Zudem müsse geprüft werden, ob auch bestimmte psychotherapeutische Verfahren hier helfen können.
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