Abhängigkeit von Amphetaminen oft mit weiteren psychiatrischen Erkrankungen verbunden

16.10.2024

Eine Abhängigkeit kommt selten allein. Oftmals leiden Betroffene unter weiteren psychiatrischen Erkrankungen wie eine aktuelle Studie mit Amphetaminabhängigen zeigt.

Bild: Christine ten Winkel / photocase.de

Speed, Pep, Schnelles. Slang-Begriffe für Amphetamine klingen häufig nach hoher Geschwindigkeit, nach mehr Leistung. Tatsächlich sind Amphetamine leistungssteigernde Drogen. Konsumierende fühlen sich hellwach und sind voller Tatendrang. Allerdings können Amphetamine auch schnell abhängig machen. Oftmals sind noch weitere psychiatrische Probleme mit dem Konsum verbunden, wie eine Studie aus Saudi-Arabien nahelegt.

An der Studie waren 60 Personen beteiligt. Alle befanden sich aufgrund einer Amphetaminabhängigkeit in einer Entgiftungsbehandlung. Studienleiter Saud AlOtaibi und sein Team haben noch 25 etwa gleichaltrige Personen zum Vergleich herangezogen. Diese pflegten einen ähnlichen Lebensstil, konsumierten aber keine Amphetamine.

Häufiger Gemütserkrankungen unter Amphetaminabhängigen

Den Ergebnissen zufolge litten Amphetaminabhängige wesentlich häufiger als die Vergleichsgruppe unter Gemütserkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und die bipolare Störung. Die bipolare Störung ist durch einen Wechsel von depressiven Schüben und Phasen der Manie, einer übermäßigen Hochstimmung, geprägt. Zudem litten die Amphetaminabhängigen häufiger unter sozialen Problemen im privaten wie im beruflichen Umfeld.

Eine mögliche Erklärung für den Zusammenhang sei nach Aussage des Forschungsteams, dass Betroffene wegen der Gemütserkrankung zu Amphetaminen greifen. Sie tun dies, um sich besser zu fühlen. Der umgekehrte Fall sei aber auch möglich. Denkbar sei, dass eine Gemütserkrankung zunächst nur schwach ausgeprägt ist und durch den Konsum von Amphetaminen verstärkt wird.

„Kindling-Phänomen“ als mögliche Erklärung

Die Forschenden sprechen von der Möglichkeit des so genannten „Kindling-Phänomens“. Der Begriff „to kindle“ kommt aus dem Englischen und bedeutet „entfachen“ oder „anzünden“. Ursprünglich wurde der Begriff in Zusammenhang mit Epilepsie beschrieben. Wiederholte epileptische Anfälle sensibilisieren demnach die Nervenzellen im Gehirn für weitere Anfälle. Unbehandelt folgen die Anfälle dann in immer kürzeren Abständen. Auf Depressionen bezogen meint „Kindling“, dass ständiger Amphetaminkonsum das Gehirn anfälliger dafür macht, dass aus leichten Depressionen schwere werden.

Der Konsum von Amphetaminen mag somit zwar kurzfristig die Laune heben, langfristig bestehe aber ein hohes Risiko, dass aus kleinen psychischen Problemen große werden. Das Forschungsteam betont, dass die befragten Amphetaminabhängigen auch mehr soziale Probleme wie Arbeitslosigkeit und Beziehungsprobleme hatten. Diese Probleme könnten ebenfalls sowohl zum Drogenkonsum verleiten als auch durch Drogenkonsum verschlimmert werden.

 

Quelle:

AlOtaibi, S. D. Elsisi, H. A, AlShammary, M. J. AlQader, S. A., AlHarbi, H. A., AlOlaiyan, B. R., Alanazi, A. O., AlMendeel, F. S., AlHarbi, J. N., AlKhalaf, I., Alhowail, A. H., Elwy, A. M. & Emara, A. M. (2024). Evaluation of the Psychiatric Disorders among Amphetamine Addicts in Rehabilitation Centers: A Cross-Sectional Analysis. Journal of Toxicology, 1643693. https://doi.org/10.1155/2024/1643693


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