"Abenteuer Nachtleben"

15.08.2008

Der Zusammenhang zwischen Alkohol, Drogen und Sex dürfte schon seit alten Zeiten bekannt sein. Doch wie halten es die Jugendlichen und jungen Erwachsenen im modernen Europa? Ein internationales Forschungsteam ist dieser Frage nachgegangen und hat zeigen können, dass manche es ganz bewusst tun und einige es doch hinterher bereuen.

„Wie oft hattest du in den letzten 12 Monaten, unter dem Einfluss von Drogen, Sex?“ ist eine der Fragen, die über 1.300 Jugendliche und junge Erwachsene aus ganz Europa im Rahmen der Studie „Abenteuer Nachtleben“ beantwortet haben. Es ging um den Zusammenhang zwischen Alkohol und Drogen und - genau - Sex natürlich. Dass Alkohol nicht selten im Spiel ist, wenn es um sexuelle Kontakte geht, war dem internationalen Forschungsteam durchaus bekannt, sie wollten es aber ganz genau wissen. Wie oft, mit welchen Substanzen, mit oder ohne Kondom und so weiter. Und weil das alles durchaus heikle Fragen sind, durften die Befragten sich anonym per Fragebogen outen.

Einzige Voraussetzung war, dass sie zwischen 16 und 35 Jahre waren und regelmäßig ins örtliche Nachtleben eintauchten. Die Studie wurde in neun europäischen Ländern durchgeführt, darunter Österreich, Tschechien, Deutschland, Griechenland, Italien, Portugal, Slowenien, Spanien und Großbritannien.

Nach Angaben der Autorinnen und Autoren belegen die Ergebnisse einen „starken Zusammenhang zwischen Sex und Substanzkonsum in allen untersuchten Städten“. Findet beispielsweise der erste Alkohol-, Cannabis-, Kokain oder Ecstasykonsum vor dem 16. Lebensjahr statt, findet auch mit hoher Wahrscheinlichkeit der erste Sex vor diesem Alter statt. Dieser Zusammenhang gilt für Mädchen noch stärker als für Jungs.

Vor allem starker Konsum von Alkohol hat in jungen Jahren Einfluss auf das Sexualverhalten. Denn kommt es zum Sex unter Alkoholkonsum, so tun die Jugendlichen es oft ungeschützt. Rund drei von vier Befragten, die in den letzten vier Wochen betrunken waren, hatten Sex ohne Kondom. Dadurch steigt das Risiko von sexuell übertragbaren Krankheiten wie beispielsweise Syphilis oder AIDS, das durch den HI-Virus ausgelöst wird.

Je nach Substanz finden sich zudem unterschiedliche Nutzungsmuster. Alkohol, so die Ergebnisse, wird häufiger bewusst eingesetzt, um die Wahrscheinlichkeit für eine sexuelle Begegnung zu erhöhen. Ein Drittel der männlichen und ein Viertel der weiblichen Befragten gab dies zu. Die Kehrseite der Medaille: Je mehr Alkohol im Spiel war, desto eher hatten sie Sex, den sie später bereuten.

Kokain und Cannabis wird hingegen häufig gezielt eingesetzt, um längeren und intensiveren Sex haben zu können. Dies erhöht allerdings das Risiko für Hautverletzungen und dadurch mittelbar die Wahrscheinlichkeit für Infektionen mit sexuell übertragbaren Krankheiten.

Die Autorinnen und Autoren der Studie bemängeln, dass es zwar sowohl Sexualaufklärung als auch Präventionsmaßnahmen im Bereich des Substanzkonsum gibt, oft würden die Themen aber nicht im Zusammenhang gesehen. Ihre Studie habe aber gezeigt, dass besonders bei jungen Menschen Sex, Alkohol und Drogen oft zusammentreffen und deshalb dieser Aspekt verstärkt in Aufklärungsmaßnahmen zu beachten sei.

Quelle:
Bellis, M. A., Hughes, K., Calafat, A. et al. (2008). Sexual uses of alcohol and drugs and the associated health risks: A cross sectional study of young people in nine European cities. BMC Public Health, 8:155. Artikel


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