Drogenlexikon

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Tabak und Tabakabhängigkeit

Geschichte und Anbau

Die Ur-Einwohner Amerikas nutzten die Tabakpflanze schon lange bevor Europäer die „Neue Welt“ entdeckten. Christoph Columbus hat Tabak Anfang des 16. Jahrhunderts nach Europa importiert. 1560 hat Jean Nicot de Villemain als erster die medizinischen Eigenschaften der Tabakpflanze beschrieben. Ihm zu Ehren wurde die Pflanze Nicotiana tabacum genannt.

Das Rauchen von Tabak verbreitete sich zunächst nur in den oberen Gesellschaftsschichten. Der Tabak wurde ausschließlich in Pfeifen geraucht. Erst im 19. Jahrhundert wurde das Rauchen durch die Einführung der Zigarre und später durch die Massenfertigung der Zigarette einer breiten Bevölkerung zugänglich.

Anfang des 20. Jahrhundert hat sich das Zigarettenrauchen immer stärker verbreitet. Gleichzeitig entwickelte sich auch der gesellschaftliche Widerstand. 1950 wurden erstmals Studien veröffentlicht, in denen das Tabakrauchen mit Lungenkrebs und anderen Erkrankungen in Verbindung gebracht wurde.

Heute wird Tabak in rund 120 Länder der Welt angebaut. 85 Prozent der Welttabakproduktion stammt aus Entwicklungs- und Schwellenländern. China ist der größte Einzelproduzent. Etwa 40 Prozent des Rohtabaks stammt aus China.

Tabakrauch

Wird Tabak in einer Zigarette verbrannt entstehen zwei Arten von Rauch: Beim Zug an der Zigarette bildet sich der Hauptstromrauch. Glimmt die Zigarette anschließend weiter, entsteht der Nebenstromrauch. Während der Hauptstromrauch direkt inhaliert wird, gelangt der Nebenstromrauch in die Umgebungsluft, die ebenfalls eingeatmet wird.

Viele Schadstoffe entstehen erst bei der Verbrennung in der Glutzone. Beim Zug an der Zigarette wird die Glutzone bis zu 1000 Grad Celsius heiß. Zwischen den Zügen verbrennt der Tabak nur bei bis zu 600 Grad Celsius. Durch die niedrigeren Temperaturen beim Nebenstromrauch erfolgt die Verbrennung nicht so vollständig wie beim Hauptstromrauch. Dadurch steigt die Konzentration von Schadstoffen wie Kohlenmonoxid oder Benzol.

Der Hauptwirkstoff der Tabakpflanze ist das Nikotin. Wird Nikotin im Zigarettenrauch eingeatmet, gelangt es binnen Sekunden ins Gehirn, wo es sowohl anregende als auch beruhigende Effekte hat. Tabakrauch enthält allerdings etwa 4.800 bekannte Substanzen, von denen mehr als 90 als krebserregend oder erbgutverändernd gelten. Zudem werden dem Tabak Zusatzstoffe beigemengt, um den Geschmack, das Abbrennen oder die Feuchtigkeit des Tabaks zu beeinflussen.

Ein wichtiger Schadstoff ist Kohlenmonoxid. Es ist ein geruchloses und sehr giftiges Gas, das beim Verbrennen von Tabak entsteht. Ein Zigarettenfilter verhindert nicht, dass Kohlenmonoxid eingeatmet wird. Kohlenmonoxid verbindet sich im Blut mit den roten Blutkörperchen und verdrängt dadurch den Sauerstoff, der normalerweise über das Blut zu den Organen gebracht wird. Dadurch nimmt der Sauerstoffgehalt im Blut ab. Die Organe werden schlechter mit Sauerstoff versorgt. Um dieses Defizit auszugleichen nehmen Blutdruck und Pulsfrequenz zu. Die allgemeine Leistungsfähigkeit nimmt ab und das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen zu. Daneben gibt es eine Reihe weiterer giftiger und krebserzeugender Schadstoffe. Eine Liste ausgewählter Substanzen und ihrer Eigenschaften kann hier als PDF heruntergeladen werden.

Tabakabhängigkeit

Das im Tabakrauch enthaltene Nikotin bindet im Gehirn an nikotinergen Rezeptoren und löst nachfolgend eine Reihe physiologischer Prozesse aus. Der Haupteffekt geht vermutlich vom Dopamin aus. Dieser Neurotransmitter gehört zum Belohnungssystem, das der Mensch im Verlaufe der Evolution entwickelt hat, um art- und existenzerhaltende Handlungen zu unterstützen. Dopamin wird beispielsweise bei leckerem Essen oder beim Sex vermehrt ausgeschüttet. Beim Rauchen „belohnt“ sich der Mensch demnach, indem ein Wohlgefühl entsteht. Amphetamine und Kokain greifen übrigens ähnlich in das Dopaminsystem ein.

Tabakrauchen kann sehr schnell abhängig machen. Bei der Entwicklung einer Tabakabhängigkeit spielt nicht nur die Nikotinwirkung eine Rolle, auch psychische Komponenten sind beteiligt. In der FAQ „Warum macht Nikotin abhängig?“ wird dies erläutert. Wann von einer Tabakabhängigkeit gesprochen wird, ist durch Kriterien definiert. Im Diagnosekatalog ICD-10 werden sechs Kriterien aufgeführt, von denen drei zutreffen müssen:

  1. Starkes Verlangen oder Zwang, Tabak zu konsumieren
  2. Verminderte Kontrolle über den Tabakkonsum - erfolgloser Versuch oder anhaltender Wunsch, den Gebrauch zu reduzieren oder zu beenden
  3. Körperliche Entzugserscheinungen beim Absetzen oder bei der Reduzierung
  4. Toleranzentwicklung - zunehmend höhere Dosen sind erforderlich
  5. Einengung auf den Tabakgebrauch durch zunehmende Vernachlässigung anderer Aktivitäten
  6. Anhaltender Konsum trotz Nachweis oder Bewusstsein über schädliche Folgen

Es kommt hierbei nicht darauf an, wie viele Zigaretten pro Tag geraucht werden. Auch bei wenigen Zigaretten pro Tag kann eine Abhängigkeit vorliegen. Entscheidend ist das Unvermögen, das Rauchen dauerhaft einzustellen oder zu reduzieren.

Bei der Tabakabhängigkeit kann zwischen einer körperlichen und einer psychischen Abhängigkeit unterschieden werden. Die körperliche Abhängigkeit wird dadurch hervorgerufen, dass sich der Körper an das Nikotin gewöhnt hat. Bleibt die Nikotinzufuhr aus, reagiert der Körper mit Entzugserscheinungen wie Unruhe, depressive Stimmung, Schlafstörungen, Reizbarkeit, Nervosität oder Aggressivität, Konzentrationsstörungen, verlangsamter Puls und gesteigerter Appetit. Die Symptome erreichen meist zwei Tage nach Absetzen der letzten Zigarette ihren Höhepunkt und sind nach sieben bis zehn Tagen deutlich abgemildert.

Die psychische Abhängigkeit ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass bestimmte Situationen mit dem Rauchen in Verbindung gebracht werden und es Raucherinnen und Rauchern schwer fällt, in diesen Situationen auf das Rauchen zu verzichten. Durch die Gewohnheit wird das Rauchen zu einem gelernten Verhalten. Wenn Rauchende beispielsweise nach dem Essen, in gemütlichen Situationen, zum Kaffee, zu Alkohol oder bei Stress immer wieder zu einer Zigarette greifen, wird eine Verbindung zwischen dem Rauchen und der Situation hergestellt. Der Rauchende „lernt“ dann, dass die Zigarette eine Funktion erfüllt. Dies kann beispielsweise der Stressbewältigung oder der Gewichtskontrolle dienen. Manche nutzen das Rauchen, um ihre Unsicherheit zu überspielen oder um ein bestimmtes Image zu pflegen. Beim Rauchausstieg sind diese Situationen dann mögliche Auslösereize dafür, wieder zur Zigarette zu greifen.

Folgen des Rauchens

Beim Tabakrauchen werden jede Menge Giftstoffe über die Lunge aufgenommen und durch den Blutkreislauf im gesamten Körper verteilt. Dadurch wird fast jedes Organ durch das Rauchen geschädigt. Besonders stark betroffen sind die Atemwege und das Herz-Kreislaufsystem. Die durch das Rauchen verursachten Gesundheitsschäden treten in der Regel erst nach Jahren, viele erst nach Jahrzehnten auf. Raucherinnen und Raucher können das Gesundheitsrisiko daher lange Zeit verleugnen.

Die Gesundheitsschäden des Rauchens sind erheblich. Schätzungen zufolge sterben in Deutschland jährlich 110.000 bis 140.000 Menschen an den Folgen des Tabakrauchens. Im Schnitt verlieren Raucherinnen und Raucher 10 Jahre ihres Lebens.

Die häufigsten tabakbedingten Todesfälle resultieren aus Krebserkrankungen sowie Herz-Kreislauferkrankungen. 90 Prozent aller Lungenkrebsfälle werden durch das Rauchen verursacht. Rauchen ist die bedeutendste Ursache für die Entwicklung einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD).

Darüber hinaus leiden Raucherinnen und Raucher über eine schlechtere Immunabwehr, weisen vermehrt Erkrankungen an den Zähnen und der Mundhöhle auf, leiden unter beschleunigter Hautalterung und haben ein erhöhtes Risiko für Diabetes. Rauchende Männer sind häufiger impotent. Raucherinnen kommen früher ins Klimakterium, sind besonders osteoporosegefährdet, haben häufiger Zyklusstörungen und eine herabgesetzte Fruchtbarkeit. Das Rauchen in der Schwangerschaft ist zudem mit Gesundheitsrisiken für das Ungeborene verbunden.

Mehr zu den Folgen des Rauchens unter:
Rauchen & Gesundheit auf www.rauchfrei-info.de

 


Stand der Information: Mai 2014

 


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