Ritalin ist der Markenname eines verschreibungspflichtigen Medikaments, das von dem Pharmaunternehmen Novartis Pharma vertrieben wird. Der Hauptinhaltsstoff ist der amphetaminartige Wirkstoff Methylphenidat. Der Wirkstoff ist dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) (Anlage III) unterstellt.
Beim missbräuchlichen, d. h. nicht bestimmungsgemäßen Konsum wird Ritalin wegen seiner anregenden Wirkung konsumiert: zur Vertreibung von Müdigkeit, zur Aufmerksamkeitssteigerung, um nächtelang studieren oder feiern zu können und um die euphorisierende Wirkung zu erleben. Über die Verbreitung des missbräuchlichen Konsums gibt es keine zuverlässigen Zahlen. Jedoch ist anzunehmen, dass ein gewisser Anteil der medizinischen Verschreibungen nicht bestimmungsgemäß konsumiert wird.
In der Drogenszene wird Ritalin auch als „Ersatz-Speed“ gehandelt. Die Tabletten werden zumeist oral eingenommen, jedoch auch pulverisiert nasal konsumiert (durch die Nase gesnieft), oder in Wasser aufgelöst injiziert. Eine besondere Gefahr geht vom Spritzen aus, denn die nicht löslichen Füllstoffe der Tablette können hierbei kleine Blutgefäße verstopfen und Schäden an der Lunge oder der Netzhaut hervorrufen.
Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch, d. h. nach ärztlicher Verordnung und in der verordneten Dosierung, treten als Nebenwirkungen des Medikaments sehr häufig Schlafstörungen und verstärkte Reizbarkeit auf. Häufig kommt es auch zu Appetitlosigkeit, Magenbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen. Zudem soll bei bestimmten Vorerkrankungen wie z. B. Erkrankungen im Herz-Kreislauf-System, Angsterkrankungen oder dem Tourette-Syndrom nach Angaben des Herstellers kein Ritalin eingenommen werden.
Bei nicht bestimmungsgemäßen Gebrauch können jedoch deutlich höhere Dosierungen der Fall sein, mit weitreichenden Risiken. So ist unter anderem mit Krampfanfällen, Herzrhythmusstörungen sowie Kopfschmerzen und Verwirrtheit zu rechnen. Auch sind beispielsweise Angstzustände, Wahnvorstellungen oder Aggressivität möglich. In der aktuellen Forschung werden auch Halluzinationen und plötzliche Todesfälle als mögliche Risiken genannt. Bei nicht bestimmungsgemäßem Konsum kann sich auch eine psychische Abhängigkeit entwickeln.
Das medizinische Anwendungsgebiet von Ritalin umfasst zum einen das so genannte Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS), das vor allem bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen vorkommt. Es wird im Volksmund auch „Zappelphillip-Syndrom“ genannt. Zum anderen wird es bei der Narkolepsie eingesetzt. Bei dieser Erkrankung treten plötzliche Schlafanfälle während des Tages auf.
In der allgemeinen Öffentlichkeit bekannt wurde Ritalin vor allem im Zusammenhang mit ADHS. Zwar wird der Wirkstoff seit über 50 Jahren eingesetzt, doch erst in den letzten Jahren geriet es in Deutschland in die Kritik, da es zu einem extremen Anstieg der Verordnungen kam. Diese haben von 1993 bis 2001 um das 20-fache zugenommen.
Die Kritik an der Verschreibungspraxis wuchs, da anzunehmen war, dass es vermehrt zu Fehldiagnosen bzw. Fehlverordnungen kommt, die eine missbräuchlichen Verwendung des Stimulantiums nach sich ziehen könne. Die Bundesärztekammer wurde daher im Jahre 2002 von der damaligen Bundesregierung gebeten, Empfehlungen für die Diagnose und Behandlung von ADHS zu entwickeln.
Die medizinische Forschung hat die Ursachen noch nicht vollständig geklärt. Es gilt aber als sicher, dass das Störungsbild von ADHS nicht auf eine einzige Ursache zurückgeführt werden kann. Genetische und familiäre Bedingungen spielen sehr wahrscheinlich eine große Rolle. Die Forschung hat allerdings den Mechanismus im Gehirn aufgedeckt, der zu den Aufmerksamkeitsproblemen und der Unruhe führt. Bei ADHS-Erkrankten liegt ein Mangel an Dopamin im Gehirn vor, einem wichtigen Botenstoff, der für die Informationsübertragung zwischen bestimmten Nervenzellen zuständig ist. Ritalin stimuliert die dopaminhaltigen Nervenverbindungen, so dass die Informationsübertragung zwischen den Nervenzellen wieder hergestellt wird. Dadurch können sich die Betroffenen besser konzentrieren und werden ruhiger.
Es wird davon ausgegangen, dass sich bei bestimmungsgemäßen Einsatz und therapeutisch wirksamer Dosierung von Ritalin keine Abhängigkeit entwickelt. Hingegen würden Kinder mit unbehandeltem ADHS ein höheres Risiko für späteren Substanzmissbrauch haben. Dieser missbräuchliche Konsum zielt vermutlich ebenso darauf ab, die Unruhe zu dämpfen, wobei dann unter Umständen auch andere Substanzen wie Cannabis eine Rolle spielen können.