Poppers ist der Slangname für eine Droge, die verschiedene Nitrite wie Amylnitrit, Butylnitrit oder Isobutylnitrit enthält. Die leicht brennbare, gelblich durchsichtige Flüssigkeit bildet bei Zimmertemperatur flüchtige Dämpfe, die von Konsumierenden eingeatmet werden.
Amylnitrit hat eine gefäßerweiternde Wirkung. Bereits 1859 wurde dieser Effekt entdeckt und in der Folge zur Akutbehandlung der Angina pectoris eingesetzt. Bei Angina pectoris handelt es sich um anfallsartige Schmerzen, die aufgrund von Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße ausgelöst werden. Amylnitrit weitet die Gefäße, so dass die Schmerzen rasch nachlassen. Ursprünglich wurde Amylnitrit in Glaskapseln verkauft. Das beim Zerbrechen der Kapseln erzeugte Geräusch, gilt als Ursprung für die Bezeichnung Poppers. Im Englischen bedeutet „to pop“ knallen oder platzen.
Wird Poppers eingeatmet, setzt die Wirkung bereits nach Sekunden ein und hält nur wenige Minuten an. Ein Gefühl von Wärme breitet sich aus, das Herz fängt schneller an zu schlagen und das Gesicht errötet. Konsumierende fühlen sich enthemmt. Sie berichten von einer sexuell stimulierenden Wirkung und ein intensiveres Berührungsempfinden.
Durch die gefäßerweiternde Wirkung sinkt der Blutdruck rasch ab. In der Folge kann die Sauerstoffversorgung des Gehirns drastisch beeinträchtigt sein. Starke Kopfschmerzen bis hin zur Ohnmacht können ausgelöst werden. Auch ein Schlaganfall mit dauerhaften Lähmungen kann die Folge einer Überdosierung sein.
Besonders hoch ist das Risiko, wenn Poppers zusammen mit dem Wirkstoff Sildenafil konsumiert wird. Sildenafil wird unter dem Handelsnamen Viagra vermarktet und hat ebenfalls eine gefäßerweiternde Wirkung. Die Kombination mit Poppers kann einen lebensbedrohlichen Blutdruckabfall zur Folge haben.
Eine ebenfalls lebensgefährliche Folge ist die so genannte Methämoglobinämie: Die in Poppers enthaltenen Nitrite dringen in die roten Blutkörperchen ein und wandeln das Hämoglobin zu Methämoglobin um. Dadurch können die roten Blutkörperchen keinen Sauerstoff mehr binden. Das Blut wird braun statt rot. Die Folge ist eine Sauerstoffunterversorgung des gesamten Körpers, was sich zunächst in blauen Lippen und einem ausgeprägt schwächlichen Gefühl bemerkbar macht. Die Gefahr einer lebensbedrohlichen Methämoglobinämie ist besonders dann akut, wenn Poppers getrunken wird. Der zusätzliche Konsum von Sildenafil steht ebenfalls im Verdacht, das Risiko einer Methämoglobinämie zu erhöhen.
Es sind auch Fälle bekannt, in denen Poppers Netzhautschäden hervorgerufen hat. Bei Konsumierenden macht sich dieser Effekt durch Sehstörungen bemerkbar. Betroffene sehen verschwommen oder haben einen hellen, nicht mehr verschwindenden Fleck im zentralen Sehbereich. Der Grund ist eine Schädigung der Makula, dem Bereich des zentralen Sehens. Äußere Bereiche der Netzhaut können ebenfalls betroffen sein. Das Risiko gilt besonders für Menschen, die ohnehin an einem Glaukom leiden, also einem erhöhten Augeninnendruck.
Der Besitz und Konsum des Wirkstoffs sind nicht strafbar, aber die Weitergabe und der Verkauf (außer durch Apotheken) stellen einen Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz dar. Nitrithaltige Medikamente sind verschreibungspflichtig. Poppers wird allerdings im Onlinehandel in kleinen Fläschchen vertrieben und beispielsweise als „Raumduft“, „Lederreinigungsmittel“ oder „Putzmittel“ getarnt.
Quellen:
Stand der Information: Oktober 2015