Bei der Klärung des Begriffs „Doping“ ist zunächst einmal zwischen der offiziellen Definition und dem Alltagsverständnis zu unterscheiden. In der Regel verstehen die meisten Menschen unter Doping eine unerlaubte Leistungssteigerung im Sport. Offiziell definiert die Welt Anti-Doping Agentur in dem so genannten WADA-Code was Doping ist. Demnach umfasst Doping nicht nur die Einnahme verbotener Substanzen, sondern auch die Anwendung verbotener Methoden und Handlungsweisen.
Die offizielle Definition betrifft jedoch im engeren Sinne nur Leistungssportlerinnen und -sportler, die bestimmten Leistungskadern angehören, also zu den besten ihrer Sportart zählen. Gedopt wird aber auch im Breitensport und Freizeitsport. Freizeitsportlerinnen und -sportler müssen sich zwar nicht an die Regeln der WADA halten, wenn sie bestimmte leistungssteigernde Substanzen einnehmen, so begehen sie allerdings Medikamentenmissbrauch, was Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz (AMG) oder das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) beinhalten kann.
Für Athletinnen und Athleten, die sich nach dem WADA-Code richten müssen, wird der Verstoß gegen einer oder mehrere der folgenden Anti-Doping-Regeln als Doping gewertet:
Die Geschichte des Dopings ist vermutlich so alt wie der Wunsch des Menschen, seine Leistung zu verbessern. So sollen bereits die olympischen Sportler der Antike mit Kräutern und Pilzen experimentiert oder Stierhoden gegessen haben, um ihre Leistung zu steigern.
Auch in anderen Kulturen wurden pflanzliche Stoffe genutzt, um die Leistung zu steigern. Von den indianischen Ureinwohnern Süd- und Mittelamerikas wird berichtet, dass sie Kokablätter kauten, um lange Strecken laufen zu können. Dabei spielten aber vermutlich weniger sportlichen Beweggründe, sondern eher der Wunsch, das harte Alltagsleben erträglicher zu gestalten, eine Rolle.
Mit der Industrialisierung begann auch ein neues Zeitalter des Dopings. Neue Substanzen wie Morphin oder Koffein wurden nun gezielt im Sport eingesetzt. Die neuen Möglichkeiten blieben nicht ohne Konsequenzen. 1886 gab es den ersten Dopingtoten der Neuzeit: Der Fahrer Arthur Lynton starb während eines Radrennens von Bordeaux nach Paris, vermutlich an einer Überdosis Koffein.
Stimulantien wie Amphetamine und Kokain spielten in den beiden Weltkriegen eine wichtige Rolle. So sollen Jagdflieger im Ersten Weltkrieg Kokain genommen haben, um länger wach bleiben zu können. Im Zweiten Weltkrieg wurden Amphetamine von vielen Streitkräften eingesetzt, um den Soldaten im Krieg die Todesangst zu nehmen und ihre Aggression zu steigern. Außerdem sollten Hunger- und Durstgefühle verdrängt werden und das Gefühl für Erschöpfung betäubt.
1935 gelang es Ernst Laqueur, aus den bereits erwähnten Stierhoden, Testosteron zu isolieren. Diese so genannten anabolen Steroide (Anabolika) unterstützen das Muskelwachstum. Das „anabole Zeitalter“ begann aber erst etwa Mitte der 1960er Jahre. Damit einher ging eine unglaubliche Steigerung sportlicher Rekorde. Erst 1976 wurden die anabolen Steroide auf die Verbotsliste der WADA gesetzt. Da die meisten Anabolika leicht nachzuweisen sind, verlagerte sich der Betrug hin zu Stoffen, die die körpereigene Produktion von leistungssteigernden Substanzen anregen sollte. Dazu zählen beispielsweise das Wachstumshormone Somatotropin (HGH) oder das in letzter Zeit häufig in den Schlagzeilen zu findende EPO (Erythropoietin).
Die WADA veröffentlicht regelmäßig eine Liste verbotener Substanzen und Methoden. In Deutschland wird die WADA von der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA) vertreten.
In der Liste werden zum einen verbotenen Wirkstoffe in Substanzklassen eingeteilt. Jede Substanz, die einer der verbotenen Substanzklassen angehört, ist verboten, auch wenn sie nicht namentlich aufgeführt ist. Aktuelle Listen können auf der NADA-Website heruntergeladen werden.
Zum anderen werden verbotene Methoden als Doping gewertet. Damit sind Methoden gemeint, die dazu dienen, die Leistung des Körpers zu steigern. Dazu zählt beispielsweise das Blutdoping. Dabei wird versucht, die Anzahl der roten Blutkörperchen, mit der Verabreichung von eigenem oder fremdem Blut zu erhöhen. Dadurch kann das Blut mehr Sauerstoff transportieren, womit die Ausdauerleistung erhöht wird.
Durch die Erforschung des menschlichen Genoms (Gesamtheit der menschlichen Gene) wird es in Zukunft immer wahrscheinlicher, dass die Gentechnik dazu benutzt wird, Menschen damit zu behandeln. Daraus ergeben sich auch für den Sport Möglichkeiten zum Gendoping, die schon im Vorfeld von der WADA verboten wurden.
Sowohl beim Leistungs- als auch beim Freizeitsport sind mit der Einnahme leistungssteigernder Mittel zahlreiche körperliche und psychische Risiken verbunden. Manche Sportlerinnen und Sportler unterschätzen diese, da die meisten Dopingmittel auch bei bestimmten Erkrankungen ärztlich verschrieben werden. Doch im Unterschied zu Medikamenten, die eine Erkrankung heilen sollen, müssen die gleichen Medikamente beim Dopen um ein Vielfaches überdosiert werden, damit sie einen Effekt haben. Hier liegt die große Gefahr.
Aus Studien ist bekannt, dass im Breitensport vor allem anabole Steriode (Anabolika) - das sind bestimmte männliche Hormone - missbräuchlich verwendet werden, um das Muskelwachstum zu fördern. Dabei kann es zu gravierenden körperlichen Veränderungen und Schäden kommen. Die Folgen sind unter anderem ein erhöhtes Herzinfarktrisiko, Leberschäden, Virilisierungen (Vermännlichung) bei Frauen, Gynäkomastie (Ausbildung einer weiblichen Brust) bei Männern, Beeinflussung des Längenwachstums bei Jugendlichen, Hodenverkleinerung und verminderte Spermienproduktion bei Männern.
Weiterhin kann die Einnahme auch Folgen für die Psyche haben. Bekannte Folgen von Anabolikamissbrauch sind Gereiztheit, Gefühlsschwankungen, höhere Gewaltbereitschaft, schwächere Gedächtnisleistungen und niedrigere Konzentrationsfähigkeit, geringere Libido bei Männern und gesteigerte bei Frauen.
Die Geschichte des Leistungssports hat gezeigt, dass Doping auch tödlich enden kann. Für Leistungssportlerinnen und -sportler sind neben den gesundheitlichen Risiken zudem auch sportliche (Wettkampfverbot) und daraus resultierend soziale, finanzielle und rechtliche Konsequenzen mit dem Doping verbunden.
Für Sportlerinnen und Sportler im Leitungssport zählt letzten Endes nur eines: Der Sieg. Die ganze Karriere ist darauf angelegt, der oder die beste zu sein. Zwar gehört es in jeder Karriere auch dazu, mal zu verlieren, doch im weiteren Verlauf wird der Sieg immer wichtiger, da er über den Verbleib im Leistungskader entscheidet und die Grundlage ist für Sponsorenverträge, die oft die hauptsächliche finanzielle Grundlage der Athletinnen und Athleten bilden. Die Angst vor der Niederlage wird größer. Oft sind es Krisensituationen, in den Sportlerinnen und Sportler zu Doping greifen, in der Hoffnung, die Krisensituationen schneller wieder in den Griff zu bekommen.
Typische Krisensituationen:
Ähnlich wie beim Leistungssport, kommt es vermutlich besonders in den Situationen zum Doping, in denen es nicht mehr weitergeht wie gewünscht. Dem zugrunde liegt dann oft der Wunsch, besser auszusehen oder die Hoffnung, die eigene Leistung immer weiter verbessern zu können. So wird vermutet, dass anabole Steroide dann eingenommen werden, wenn das Muskelwachstum stockt oder nicht schnell genug geht. Besonders gefährdet sind Personen, die ihr Selbstwertgefühl maßgeblich über ihren Körper definieren.
Untersuchungen haben gezeigt dass bis zu 20 Prozent der Besucherinnen und Besucher von Fitnessstudios Medikamentenmissbrauch betreiben. Etwa 80 Prozent davon nehmen anabole Steroide. Rund 20 Prozent gaben an, auch Stimulanzien wie Kokain oder Amphetamine zu konsumieren. Generell zeigt sich, das Freizeitsportlerinnen und -sportler, die dopen, auch vermehrt rauchen, Cannabis oder andere Drogen konsumieren.