Der Begriff „Badesalz“ umfasst eine Reihe von Substanzen, die als synthetische Cathinone bezeichnet werden. Cathinon kommt natürlicherweise in den Blättern der Khat-Pflanze (Catha edulis) vor. Synthetische Cathinone sind somit Derivate (Abkömmlinge) der natürlichen Substanz. Eine Reihe synthetischer Cathinone wurde bislang in „Badesalz“-Produkten gefunden, darunter:
Die Bezeichnung „Badesalz“ ist kein Fachbegriff, sondern wurde vermutlich von den Herstellern gewählt, um den eigentlichen Zweck zu verschleiern: Den Konsum. Die im Internet vertriebenen Produkte werden auch als „Pflanzennahrung“, „Reiniger“ oder „Research Chemicals“ deklariert. Mit dem Ziel gesetzliche Bestimmungen zu umgehen, werden die Produkte meist mit dem Hinweis „nicht für den menschlichen Verzehr geeignet“ versehen.
Cathinone zählen jedoch neben synthetischen Cannabinoiden und Phenethylaminen zu den verbotenen Stoffgruppen, die unter das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG) fallen. Das Gesetz ist am 26. November 2016 in Kraft getreten und verbietet den Handel, das Inverkehrbringen, die Herstellung, die Ein-, Aus- und Durchfuhr, den Erwerb, den Besitz und das Verabreichen von neuen psychoaktiven Substanzen.
Die ersten Cathinone wurde bereits in den 1920er Jahren synthetisiert. Ein paar dieser Substanzen wurden auf ihre medizinische Anwendbarkeit hin untersucht. Bupropion, ein Cathinon-Abkömmling, ist derzeit die einzige Substanz dieser Art, die in den USA und Europa als Medikament zugelassen ist. Bupropion kann zur Behandlung von Depressionen und zur Erleichterung des Rauchausstiegs verschrieben werden.
Die in „Badesalz“ enthaltenen Cathinone sind bislang vergleichsweise wenig wissenschaftlich erforscht. Bekannt ist, dass Cathinone stimulierend auf den Organismus wirken. Einige der Substanzen wie MDPV beeinflussen den Dopaminstoffwechsel in ähnlicher Art und Weise wie Amphetamin. Andere Cathinone wie Methylon wirken sich mehr auf das Serotoninsystem aus. Ihre Wirkung sei vergleichbar mit der von MDMA.
„Badesalz“ wird meist als weißes oder braunes Pulver oder in Kapseln verkauft. Die Substanzen werden entweder geschnupft, geschluckt oder gespritzt. Die von Konsumierenden berichtete Wirkung ähnelt der von Amphetamin oder Ecstasy. Synthetische Cathinone erzeugen demnach Euphorie, Gefühle erhöhter Energie sowie eine gesteigerte Libido und Gesprächigkeit.
Bislang gibt es nur wenige wissenschaftliche Erkenntnisse über die Auswirkungen dieser Substanzen. In einer Online-Umfrage in Deutschland gab ein Großteil der Befragten Konsumentinnen und Konsumenten von Legal-High-Produkten auch akute Neben- und Nachwirkungen an, darunter Herzrasen, Kreislaufprobleme, Übelkeit und Angstzustände. Ein Drittel von ihnen habe aufgrund der unerwünschten Wirkungen den Konsum dieser Produkte wieder eingestellt.
Aus den USA liegen Informationen über akute Risiken aus den Notfallambulanzen und Giftnotrufen vor. Demzufolge zählen zu den gefährlichen Folgen:
Der Konsum kann tödlich enden, wie Fallbeispiele belegen. Eines der am häufigsten auftretenden Einzelsymptome ist eine erhöhte Aggressivität, oftmals begleitet von einer massiven Psychose mit Wahnvorstellungen. Unter dem Einfluss von „Badesalz“ würden Konsumierende häufig zu gewalttätigem und unvorhersehbarem Verhalten neigen. In einem Fallbeispiel hatte ein Mann seine Frau und anschließend sich selbst erschossen, nachdem die Polizei ihn wegen zu schnellen Fahrens angehalten hatte. Toxikologische Untersuchungen konnten MDPV und Lidocain, das auch als Verschnittstoff in Kokain verwendet wird, bei dem Mann nachweisen. Generell gilt Selbstverletzendes Verhalten unter dem Einfluss von „Badesalz“ als zweithäufigste Todesursache, nach akuten Vergiftungen.
Unklar ist, wie stark der Konsum von „Badesalz“ verbreitet ist und welche Bedeutung den bisherigen Fallberichten beigemessen werden muss, in denen Betroffene im Zustand einer Psychose sich selbst und/oder andere gefährdet haben. Es zeigt aber auf, welches Risikopotential mit dem Konsum dieser Substanzen verbunden ist.
Problematisch ist in diesem Zusammenhang auch der Umstand, dass die meisten synthetischen Cathinone nicht durch standardmäßige Drogenscreenings erkannt werden. Dies kann fatale Folgen nach sich ziehen. Denn im Notfall erkennen die behandelnden Ärztinnen und Ärzten womöglich nicht die wahre Ursache. Dies kann auch zu Fehlbehandlungen führen. So können Medikamente zur Behandlung von Psychosen die Schwelle zum Krampfanfall senken. Cathinone sind aber ohnehin mit einem erhöhten Risiko für Krampfanfälle verbunden.
Quellen: