In der öffentlichen Wahrnehmung gibt es das stereotype Bild des faulen und gleichgültig wirkenden Cannabiskonsumierenden. In der Psychiatrie wurde hierfür der Begriff „Amotivationssyndrom“ oder „Amotivationales Syndrom“ geprägt, das eine Folge von intensivem Cannabiskonsum sein soll.
Beobachtet wurde, dass manche Cannabiskonsumierende teilnahmslos, passiv und allgemein antriebsvermindert wirken sowie den Alltagsanforderungen mit einer gewissen Gleichgültigkeit gegenüber treten. Daraus wurde geschlossen, dass Cannabiskonsum die Ursache für den Verlust an Motivation sei. 1985 schrieben die Psychiater Täschner und Wanke hierzu: „Die Konsumenten fühlen sich allmählich den Anforderungen der Leistungsgesellschaft immer weniger verpflichtet, aber auch immer weniger gewachsen“ (S.32).
Ein durch Cannabis hervorgerufener dauerhafter Zustand verminderter Motivation konnte allerdings bis heute nicht eindeutig belegt werden. In einer Expertise aus dem Jahre 1998 haben die Forscher Dieter Kleiber und Karl-Arthur Kovar darauf hingewiesen, dass hier vermutlich Ursache und Wirkung verwechselt wurden. Man müsse vielmehr davon ausgehen, dass Personen, die ohnehin schon demotiviert sind und Leistungsanforderungen kritisch gegenüber stehen, zum Abbau ihrer Frustration eher dazu neigen, Cannabis zu konsumieren.
Eine weitere Expertise aus dem Jahr 2007, verfasst von Kay Uwe Petersen und Rainer Thomasius, kommt ebenfalls zu dem Schluss: „ Es gibt derzeit keine Evidenz für ein unabhängig von den Symptomen akuter Intoxikation auftretendes amotivationales Syndrom im Zusammenhang mit Cannabiskonsum“ (S. 152). Im Klartext: Die Wissenschaft hat bisher nicht nachweisen können, dass Cannabis tatsächlich die Ursache dafür ist, wenn Konsumierende über die Wirkung hinaus einen demotivierten Eindruck machen.
Allerdings weisen Studien darauf hin, dass es in Zusammenhang mit dem frühen Einstieg in den Cannabiskonsum zu einer Verminderung schulischer Leistungen und häufigerer Schulabbrüche kommen kann.
Quellen: