Drogennotfall

Falls einer deiner Freunde oder eine andere Person durch Drogenkonsum in eine psychische oder körperliche Notsituation gerät, nimm sofort Kontakt auf und bleibe bei ihr/ihm. Da es oft schwierig ist, einen Drogennotfall richtig einzuschätzen, kann es wichtig sein, schnell ärztliche Hilfe zu holen (Keine Angst: Ärzte haben Schweigepflicht). Sorge darum dafür, dass dauernd ein Telefon bereitsteht (Notrufnummer 112). Nachfolgend sind ein paar Erste-Hilfe-Maßnahmen beschrieben, die du in solchen Situationen anwenden kannst:

Falls sie/er angespannt, ängstlich, panisch ist:

  • Bring sie/ihn an einen ruhigen Ort mit wenig Licht, wenigen Geräuschen und wenigen Menschen und sorge für frische Luft. Achte auch darauf, dass sie/er sich nicht unterkühlt.
  • Öffne enge Kleidung, falls möglich.
  • Behandle sie/ihn sanft und vorsichtig. Hab Geduld und verbreite keine Panik.
  • Rede beruhigend auf sie/ihn ein ("talking down") und bleibe dabei. Bei zu schneller Atmung (Hyperventilation) versuche, sie/ihn zu ruhiger und weniger tiefer Atmung anzuleiten, indem du das richtige Atmen vormachst.

Falls sie/er überhitzt ist und "austrocknet" (dehydriert):

  • Warnsignale sind Krämpfe, Schwindel, Ohnmachtsgefühle, Kopfschmerzen und plötzliche Müdigkeit.
  • Bringe sie/ihn an einen kühlen, ruhigen Ort.
  • Reiche Wasser oder ein Softgetränk (ohne Koffein!) und versuche, beruhigend einzuwirken. Falls keine Besserung eintritt, ruf den Notarzt und sorge dafür, dass sie/er bis zum Eintreffen des Arztes nicht alleine bleibt.
  • Bei Muskelzittern- und krämpfen: Verabreiche - wenn möglich - ein (Trauben-) Zucker-haltiges Getränk.
  • Bei Kreislaufproblemen (blasse, nasse Haut, schneller Puls) solltest du sie/ihn in die Schocklage bringen: Person hinlegen und die Beine hochhalten, damit genügend Blut ins Gehirn zurückfließt.
  • Wenn ein Krampfanfall vorliegt - gekennzeichnet durch unkontrolliertes Muskelzucken - solltest du einen Notarzt rufen und dafür sorgen, dass sie/er sich nicht selbst verletzen kann. Lege sie/ihn frei auf den Boden und entferne Gegenstände, an denen man sich stoßen könnte. Schränke die Bewegungen nicht ein. Schütze vor allem den Kopf durch eine weiche Unterlage wie z. B. einen Pullover.

Falls sie/er schläfrig wird und Bewusstlosigkeit droht:

  • Rufe sofort den Notarzt (Notruf 112)! Versuche, sie/ihn wach zu halten, allerdings nicht durch heftiges Schütteln, das könnte die Situation verschlimmern.
  • Bringe sie/ihn in die stabile Seitenlage und sprich mit ihr/ihm. Wie du jemanden in die stabile Seitenlage bringst, wird dir z. B. auf der Website vom Deutschen Roten Kreuz erklärt.
  • Entferne alle Gegenstände, die irgendwie behindern können, also z. B. enge Kleidung, Kaugummi oder Zahnersatz.
  • Verabreiche Getränke, am besten Wasser. Niemals koffein- oder teeinhaltige Getränke geben, da dies zu Wechselwirkungen mit sonstigen eingenommenen Substanzen führen kann.

Falls sie/er bewusstlos ist:

  • Prüfe durch lautes Rufen „Ist alles okay?“ und sanftes Schütteln an der Schulter, ob die Person ansprechbar ist.

Wenn die Person nicht reagiert:

  • Lege sie auf den Rücken und mache die Atemwege durch Überstrecken des Halses und Anhebens des Kinns frei.
  • Kontrolliere die Atmung: Bewegt sich der Brustkorb, kannst du Atem spüren oder hören?
  • Entscheide, ob die Person normal atmet. In den ersten Minuten nach einem Herzstillstand kann es sein, dass das Opfer noch Schnappatmung hat. Wenn du dir nicht sicher bist, handele so, als ob die Person nicht normal atmet.

Wenn die Person nicht oder nicht normal atmet:

  • Rufe um Hilfe und lasse den Notarzt (Notruf 112) rufen. Es kann wichtig sein, dem Notarzt genau zu erzählen, ob die/der Betroffene Drogen konsumiert hat (falls bekannt) und - wenn vorhanden - Reste der Substanz mitzugeben.
  • Leite Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) ein (auch wenn du sie nicht gelernt hast). Die HLW gilt als wichtigste Maßnahme, noch vor der Beatmung:
    • Hocke dich neben die Person, lege den Handballen einer Hand auf das untere Drittel des Brustbeins, lege den Ballen der anderen Hand auf die erste Hand, verschränke die Finger und stelle sicher, dass du nicht auf die Rippen drückst.
    • Drücke nun bei einer Kompressionsfrequenz von mindestens 100/Min., bei mindestens 5 cm Kompressionstiefe. Nehme den Druck nach jeder Kompression weg, ohne den Kontakt zur Brust zu verlieren. Druck- und Entlastungsdauer sollten gleich sein. Ein kurzes Video einer Demonstration der HLW kannst du hier anschauen.
    • Wenn du geschult bist: Gebe jeweils nach 30 Kompressionen 2 Atemspenden (Mund-zu-Mund).
  • Unterbreche die Wiederbelebung nicht, bis:
    • professionelle Hilfe eingetroffen ist und die betroffene Person übernimmt oder
    • die Person aufwacht, sich bewegt, die Augen öffnet oder normal zu atmen beginnt oder
    • du erschöpft bist.

Diese Anleitungen können aber den Besuch eines Erste-Hilfe-Kurses nicht ersetzen.